Treff: Berlin-Ostbahnhof Gleis 6/7 ab 7:30; Fahrt mit dem IRE Richtung Hamburg 7:52; Rück via Schwerin Hbf z.B, 20:41 an Berlin-Alexanderplatz
Preis inkl. Fahrtkosten ab Ausgangsbahnhof (SWT) und ggf. Nebenkosten 30,- €.
Heute startet schon unsere dritte Bahntour nach Hamburg. In den vergangenen Jahren widmeten wir uns den Themen Zwischen Speicherstadt und Zwischen StPauli und Altona. Heute widmen wir uns einem Geheimtipp, der inzwischen keiner mehr ist – einer Hafenrundfahrt der etwas anderen Art, wobei wir ab den Landungsbrücken die Elbfähren nutzen. Zunächst geht es nach Finkenwerder, von dort hinüber nach Teufelsbrück. Von dort aus schließt sich ein unkomplizierter Fußweg zum Museumshafen Övelgönne an, von wo wir wieder per Fähre zu den Landungsbrücken zurückkehren.
Von dort geht es wieder per S-Bahn zum Hamburger Hauptbahnhof und via Schwerin heimwärts.
Die Elbinsel Finkenwerder entstand durch das Auseinanderbrechen der Insel Gorieswerder in mehreren Sturmfluten zwischen 1192 und 1236, sowie in der Allerkindleinsflut im Jahre 1248. Sie war die westlichste der durch die Wassereinbrüche neu gebildeten Inseln und wurde 1236 erstmals urkundlich als Vinkenwerder erwähnt. Der Name geht auf die Vogelart der Finken zurück, die hier in großen Mengen gefangen wurden und bereits im Jahr 1594 zu einer Schutzverordnung, der Finkenfängerordnung, erlassen durch den Rat der Stadt Hamburg, führte. Nach dieser durften in der Zeit zwischen dem 26. März und dem 26. Juni keine Vogelfangnetze aufgestellt werden. Nach der schweren Sturmflut vom Februar 1962 wurden sowohl im Westen nach Neuenfelde als auch im Osten zur Dradenau durch den Deichbau Landverbindungen geschaffen, so dass der Stadtteil heute faktisch keine Insel mehr ist.
Finkenwerder war bis 1937 entlang des Finkenwerder Landscheidewegs geteilt. Der nördliche Teil war seit 1445 hamburgisch und hatte seit 1919 den Status eines Vorortes. Der südliche Teil gehörte bis 1814 zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, bis 1866 zum Königreich Hannover und danach zu Preußen. Diese Teilung Finkenwerders wirkte sich besonders während der Cholera-Epidemie in Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts aus, als es den Bewohnern der Hamburger Seite bei Todesstrafe verboten war, in den Südteil der Insel zu reisen. Trotzdem kamen viele aus dem Nordteil, um am evangelischen Gottesdienst in der Kirche teilzunehmen, die direkt hinter der Landscheide auf der Lüneburger Seite liegt
Bereits im 13./14. Jahrhundert begann man mit der Eindeichung, die jedoch erst Anfang des 17. Jahrhunderts abgeschlossen wurde. 1801 erließ der Hamburger Ratsherr für das Landgebiet Wilhelm Amsinck die Verfügungen für das Finkenwerder Deichwesen, die zu einer erheblichen Verbesserung der Sicherheit von Sturmfluten im Hamburger Teil führten (der Südteil war ohnehin kaum von Sturmfluten betroffen). In der Folge stieg die Bevölkerung beider Ortsteile stark an und die Deichkrone zwischen Steendieck und Auedeich wurde mit den zum Teil heute noch dort vorhandenen Häusern bebaut. Während im Nordosten vorwiegend Fischer ansässig waren, wurde der übrige Teil der Insel von Obstbauern bewirtschaftet.
In den 1920er-Jahren wurde unter Oberbaudirektor Fritz Schumacher der Bebauungsplan für das Gebiet zwischen der 1918 entstandenen Deutschen Werft und der alten Auesiedlung aufgestellt. Dort befinden sich überwiegend Backsteinbauten im für das damalige Hamburg typischen Backsteinstil. Sie bilden den heutigen Ortskern mit Einkaufsmöglichkeiten.
Im Oktober 1944 wurden mehr als 600 Häftlinge aus der Sowjetunion, aus Polen, Belgien, Frankreich und Dänemark in einem Außenlager des KZ Neuengamme auf dem Gelände der Deutschen Werft untergebracht, wo sie im Schiffbau als Schweißer, Schlosser und Elektriker arbeiten sowie Aufräumungsarbeiten auf dem Gelände verrichten mussten.
Die Alte Süderelbe wurde im Sommer 1962 westlich von Finkenwerder abgedeicht.
1918 wurde mit der Deutschen Werft AG der damals größte Arbeitgeber der Insel gegründet. Sie war ursprünglich ein Gemeinschaftsunternehmen der Reederei HAPAG mit der Gutehoffnungshütte und der AEG. Nach einer Idee des Architekten Peter Behrens wurde durch werkseigene Architekten die Arbeiter- und Werkmeistersiedlung gebaut. Von 1941 bis 1944 wurde auf dem Werftgelände ein U-Boot-Bunker mit dem Tarnnamen Fink II errichtet, in dem U-Boote der Kriegsmarine gebaut und repariert wurden.
Nachdem die Deutsche Werft 1973 geschlossen wurde, gibt es mit der Schiffswerft von Cölln, die bereits 1767 gegründet worden ist, der Bootswerft Heuer und der auf dem Gelände der ehemaligen Eckmann’s Werft betriebenen Behrens Werft noch drei kleinere Betriebe und eine größere Werft „August Pahl“.
Mit der Hamburger Flugzeugbau GmbH wurde 1933 erstmals ein Luftfahrtunternehmen in Finkenwerder angesiedelt. Das Tochterunternehmen von Blohm & Voss wurde Ende der 1930er Jahre mit einem Flugplatz ausgestattet und entwickelte sich über Messerschmitt-Bölkow-Blohm und DASA zur heutigen Airbus Group weiter, deren Tochtergesellschaft Airbus derzeit die Struktur- und Endmontage für die Passagierflugzeuge A318, A319, A320 und A321, die Teilmontage der A330 und A350sowie die Lackierung, Innenausbau und Auslieferung der A380 in Finkenwerder durchführt..
Die Fischkutter und Fischdampfer mit dem Erkennungszeichen HF waren in allen Häfen der Nordsee und des Europäischen Nordmeeres häufige Gäste. Die Finkenwerder Scholle (auch „Finkenwerder Speckscholle“ oder „Finkenwerder Kutterscholle“) ist ein weit bekanntes Fischgericht.
Für nähere Besichtigungen „auf Finkenwerder“ haben wir leider keine Zeit, denn es kommt die Fähre hinüber nach Teufelsbrück.
Teufelsbrück ist die Bezeichnung für den Mündungsbereich des Baches Flottbek in die Elbe. Teufelsbrück (niederdeutsch: Düvels- bzw. Dübelsbrück) liegt in der historischen Gemarkung Klein-Flottbek am Südrand des Jenischparks in Hamburg und bezeichnete eine Brücke der Elbchaussee. Der Name ist inzwischen auch auf den Anleger der Elbfähren und den kleinen Yachthafen übergegangen. Das Gebiet gehört heute teils zum Stadtteil Othmarschen, teils zu Nienstedten. Der gesamte Bereich liegt in Überschwemmungsbereich der Elbe bei Sturmflut.
Den Namen verdankt die Stelle einer alten Legende:
An der Furt, wo heute die Elbchaussee die Flottbek überquert, verunglückten immer wieder Fuhrwerke durch Radbruch. Man nahm an, dass es dort „mit dem Teufel zuginge“. Daraufhin wurde ein Zimmermann beauftragt, eine Brücke über den Bach zu bauen. Dieser nahm für den Bau der Brücke die Hilfe des Teufels in Anspruch und versprach ihm dafür die Seele des ersten Lebewesens, das über die Brücke gehen würde.
Nachdem der Pfarrer aus Nienstedten am Tag der Einweihung die Brücke gesegnet hatte und sie betreten wollte, wurde ein Hase von der Menge aufgescheucht und lief als erstes Lebewesen über die Brücke.
Soweit die Legende, die es in ähnlicher Weise auch für andere Brücken gibt. Die etwas nüchternere Fassung liest sich so: „In dänischen Zeiten gab es hier zwei Brücken, eine über die Flottbek und eine weiter westlich. Aus der ‚dövelten‘, also ‚doppelten‘ Brücke wurde die Düvelsbrück.“
Noch heute erinnert eine kleine Statue (siehe nebenstehendes Foto: „Der Teufel grübelt über sein Karnickel“) an den Teufel, der mit dem Karnickel (denn ein Hase war’s wohl schwerlich) in der Hand darüber grübelt, wie ihm das passieren konnte − hatte er sich doch schon so auf die Seele des Pfarrers gefreut!
Frühere Teufelsfiguren waren aus Holz geschnitzt und wurden mehrfach gestohlen.
Parallel zur Elbchaussee geht es für uns jetzt entlang der Elbpromenade wieder stadtwärts, vorbei an einigen hübschen Etablissements und Parks.
So erreichen wir nach gut 3 Kilometern Övelgönne.
Der Strand ist ein beliebtes Ausflugsziel zum Spazierengehen, Joggen und Grillen für die Hamburger Bevölkerung. Zu Ostern werden dort Osterfeuer entzündet, um den Sommer willkommen zu heißen. Dort befindet sich auch das Cafe Strandperle, das seit Anfang der 1970er Jahre besteht und laut Autor Frank Rumpf die „Mutter aller innerstädtischen Beachklubs“ ist. Auch in der Folge Der Flußpirat der Kultserie Großstadtrevier und dem Buch Ferien für immer von Christian Kracht und Eckhart Nickel wird es erwähnt. Am Elbstrand liegt ein Findling, genannt „Der alte Schwede“, welcher ein Gewicht von 217 Tonnen, einen Umfang von 19,7 Metern und eine Höhe von 4½ Metern hat. Er wurde bei der Ausbaggerung der Unterelbe gefunden und am 23. Oktober 1999 geborgen. Im Alten Lotsenhaus wurde am 13. Januar 1745 die Lotsenbrüderschaft gegründet, die sich um die Versorgung von Witwen und Waisen gestorbener Elblotsen kümmerte. Im Jahr 1801 wurde das Alte Lotsenhaus in ein Gasthaus umgewandelt und ist somit, da es heute noch in Betrieb ist, eine der ältesten Gaststätten Hamburgs. Sehenswert sind vor allem die Kapitänshäuser, die die Promenade säumen. Övelgönne (auch Oevelgönne) war bis 1890 eine Landgemeinde im Kreis Pinneberg, bis 1938 ein Stadtteil von Altona und ist seitdem ein Teil des Hamburger Stadtteils Othmarschen. Der Name des Stadtteils bedeutet „Übelgunst“ und bezieht sich dabei entweder auf die zwielichtige Einstellung der ersten Bewohner oder aber auf die schlechte Bebaubarkeit des Geländes. Einer anderen Überlieferung zufolge kommt der Name von „Übel gegönnt“ (övel gönnt) und deutet auf die Missgunst der Ottensener Bevölkerung gegenüber den Övelgönnern hin. Diese hatten aufgrund ihrer flussnahen Wohnlage die Möglichkeit, sich wertvolles Strandgut, das die Elbe freigab, vor allen anderen anzueignen. Bereits seit vielen Jahren gibt es einen Streit um die richtige Schreibweise. Zur Diskussion stehen „Oevelgönne“ und „Övelgönne“. 1674 wurde Övelgönne erstmals im Kirchenbuch der Gemeinde Ottensen erwähnt, zu der der Ort gehörte. 1731 wurde Övelgönne selbstständig und kam nach Bildung der Kreise in Schleswig-Holstein 1867 zum Kreis Pinneberg, dem es bis zu seiner Eingemeindung in die kreisfreie Stadt Altona 1890 angehörte.
Am Övelgönner Strand befanden sich früher Schiffswerften, von denen heute nur noch bei Niedrigwasser sichtbare Holzstämme zeugen, über die die Schiffe zu Wasser gelassen wurden.
In Övelgönne ist auch der Museumshafen Oevelgönne mit der Ausstellung historischer Wasserfahrzeuge beheimatet. Durch die geplante Zusammenarbeit mit hamburgischen Museen setzte sich der Begriff Museumshafen bei Gründung des Vereins durch. Der Museumshafen Oevelgönne e.V. ist der älteste deutsche Museumshafen in privater
Trägerschaft. Einige Schiffe sind Vereinseigentum. Ziel ist die Erhaltung von
Wasserfahrzeugen, wie den segelnden Fischerei- und Frachtfahrzeugen der Niederelbe sowie aus dem Nord- und Ostseeraum (Kutter, Ewer und Tjalken), die unter Dampf fahrenden Hafenfahrzeuge (Schlepper), Dienstfahrzeuge mit Motorantrieb (Polizei, Zoll, Feuerschiff) und die Hafenumschlagstechnik (Kräne und Hebezeuge). Am Kai sind Schilder mit Informationen zu den zeitweise vor Ort liegenden Schiffen aufgestellt.
Unweit verläuft unterirdisch der Neue Elbtunnel.
Wir aber haben wieder den Fähranleger erreicht und es geht vorbei an den Docklands und dem Altonaer Fischmarkt bis zum Ausgangspunkt, den St.Pauli-Landungsbrücken…