Unsere erste Wanderung von Wildau galt ja vor einem Jahr der historischen Schwartzkopff-Siedlung, der Entwicklung Wildaus zum Industrie- und später Hochschulstandort und schließlich einer Wanderung durch den Kurpark und den Höllengrund durch die Natur nach Miersdorf und Zeuthen. Heute geht es zum alten Teil Wildaus -Hoherlehme- und durch den Wald nach Wüstermark und abschließend -weil dort keinetlei öffentliche Verkehrsverbindungen anliegen – erneut nach Miersdorf, von wo man per Bus nach „KW“ oder Zeuthen und damit wieder heimwärts gelangen kann.
Unmittelbar am S-Bahnhof Wildau befindet sich der Campus der Technischen Hochschule Wildau, ursprünglich befand sich hier seit 1897 das Lokomotivwerk der Firma Schwartzkopff, an das beispielsweise eine als Denkmal abgestellte Kriegslok der BR 52 erinnert.
Mit dem Umzug des Lokomotiv- bzw. Maschinenbaus aus Berlin hierher entstand, wie wir schon gesehen haben, erst die heutige Kleinstadt Wildau. Wurden für die „normalen“ Arbeiter und Angestellten die für damalige Zeiten auch komfortablen Häuser an der Bahnlinie geschaffen, so entstanden für leitende Betriebsangestellte und den Direktor Villen an der heutigen Eichstraße, die wir jetzt passieren. In der Direktorenvilla befindet sich heute ein privates Gymnasium.
Doch die neu hierher gezogenen Menschen sollten auch „geistig“ versorgt werden, dem weiten Weg nach Zeuthen, Miersdorf oder Königs Wusterhausen wollte man ihnen nicht zumuten. Auch die Bewohner des alten etwa 2 km entfernten Dorfes Hoherlehme waren zuvor nach Miersdorf eingekircht.
So entstand 1909-1911 die Wildauer Pfarrkirche, in die wir kurz hineinschauen, wie die Zeuthener eine typische Büttner-Kirche im sog. Heimatstil. Auch das daneben liegende Pfarrhaus steht mit unter Denkmalschutz. Bis 1924 entstanden auch hier oben an der Kirchstraße weitere 82 Wohnungen für Werksangestellte. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte schloss sich die Lücke zum alten Dorf Hoherlehme mit einem für die Randberliner Gebiet typischen Siedlungsgehöft. Sogar einen baulich interessanten, weil in eine mehrgeschossige Wohnbebauung integrierten Wasserturm finden wir. „Bergsiedlung“ heißt dieser Teil der heutigen Stadt Wildau.
Den historischen Ursprung des Ortes erreichen wir im alten Dorfkern von Hoherlehme, das Dorf wurde 1375 im Landbuch Kaiser Karl IV. urkundlich erwähnt. Heute gibt es hier nur noch einen Landwirt mit Hofstelle.
Am Ende des Dorfes folgen wir dem Hinweis zum Waldfriedhof Wildau-Hoherlehme. Die Friedhofskapelle, in die wir auch hinein schauen möchten, ist durchaus bemerkenswert, ebenso ein besonders gestaltetes Gefallenendenkmal, wobei letzteres vor kurzem in Rekonstruktion war und ich noch nicht weiß, ob diese inzwischen abgeschlossen ist, doch am bekanntesten ist wohl die Erinnerung an die Flugzeugkatastrophe von Königs Wustermark vom 14. August 1972, deren Opfern man auf dem hiesigen Friedhof in unmittelbarer Absturznähe gedenkt.
Von hier geht es jetzt durch die Wüstermark, in die Wüstermark oder nach Wüstermark, ganz wie man möchte. Es ist die zunächst mit Feldern, dann mit dichtem Wald bestandene „wüste“ Feldmark eines einst im Mittelalter hier südlich Miersdorfs gelegenen Dorfes.
Schließlich erreichen wir, dort wo uns fast noch inmitten des Waldes eine Pferdekoppel begegnet, die heutige kleine Ansiedlung am Forsthaus gleichen Namens. Unter dem Motto „Rast auf dem Bauernhof“ kann man hier, bei einigen Streicheltieren, einkehren oder sogar übernachten, uns wird es aber heimwärts ziehen, schnurstracks durch den Wald, wo wir Ausgangs der Ortschaft Schulzendorf den Miersdorfer See und damit wieder die Zivilisation in Gestalt einer Bushaltestelle erreichen.
Treff: S Wildau, auf dem S-Bahnhof, zur Ankunft der S-Bahn 10:31 (S 46, z.B. ab Schöneweide 10:09)
Rückfahrt z.B. ab Miersdorf See 15:22 Bus via Königs Wusterhausen, von dort RE 2 bzw. 15:50 Bus via S Zeuthen, von dort S-Bahn
Wegstrecke: ca. 7,5 km
Preis inkl. Führung: 5,-€