10.7.17 KARLSHORST – MAL ANDERS – ALTE BÄUME, BLICK IN DEN BIESENHORSTER SAND, DAS RUSSISCH-DEUTSCHE MUSEUM, DIE NEUE GARTENSTADT…..

Bereits unser dritter Spaziergang, der sich mit Karlshorst (dem „Dahlem des Ostens“) beschäftigt.

Heute geht es ein wenig außen herum vorbei an der Villenkolonie, zur Trabrennbahn, zu einigen alten Bäumen, Naturdenkmälern, durch eine Kleingartenanlage, zum interessanten (kostenfrei zugänglichen) Deutsch-Russischen Museum und zwischendurch auch einigen weiteren Einblicken in die Natur am Rande.

Wir starten unseren Spaziergang am Ausgang Treskowallee in südlicher Richtung. Am Eingangspost zum Gelände der Trabrennbahn geht es durch die Kolonnaden. Dann biegen wir nach rechts ein. Statt dann dem nächsten Spazierweg gleich nach links zu folgen, bietet sich ein kurzer Abstecher zum Reiterdenkmal an.

Das Reiterdenkmal steht für 161 Gefallene aus dem ersten Weltkrieg, es wurde am 23. September 1925 vom Reichspräsidenten von Hindenburg enthüllt. Geschaffen wurde es vom Berliner Bildhauer Willibald Fritsch. Ein in Schritt gehendes Pferd und ein unbekleideter Reiter. An den Seiten befinden sich folgende Inschriften:

Gewidmet von ihren Freunden

Unseren gefallenen Helden

Dann geht es doch zurück zu dem Weg, der uns zum Rest einer 600jährigen Stieleiche führt. Auf die Bedeutung dieser und weitere alter Bäume als Brutstätte z.B. für den Großen Heldbock wird hingewiesen. Auch darauf, dass die Bäume vordringlich geschützt werden und man daher im Interesse der eigenen Sicherheit die Wege nicht verlassen soll. Nach rechts blicken wir von weitem auf die Tribüne der Trabrennbahn und erfahren ggf etwas zu deren Geschichte. Der hiesige Parcours war immerhin Teil der ehemaligen Hindernisbahn.

Schon 1862 fanden hier erste Jagdrennen statt, später war Karlshorst ein Ausweichstandort für Hindernisbahn in Charlottenburg. So fand in Karlshorst 1884 das erste öffentliche Pferderennen statt. Die eigentliche Rennbahn Karlshorst entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf einem etwa 1,2 Quadratkilometer großen Gelände, welches der Gutsbesitzer Sigismund von Treskow 1893 verkaufte. Der Verein für Hindernisrennen aus Charlottenburg suchte zu dieser Zeit ein neues Gelände, wobei sich der Standort Karlshorst gegen Zehlendorf, Kaulsdorf und Tempelhof durchsetzte. Die Kritiker hätten die neue Hindernis-Rennbahn lieber verkehrsgünstig in Zehlendorf zwischen Berlin und Potsdam gesehen, denn Karlshorst hatte zu dieser Zeit noch nicht einmal eine Eisenbahnanbindung. Nach Plänen der Architekten Johannes Lange (Hochbauten), Rudolph Jürgens (Landschaftsanlagen) und Martin Haller (sporttechnische Gestaltung) entstand jedoch 1893/1894 die Galopprennbahn für Hindernis- oder Jagdrennen..

1945 wurde die Anlage auf Anordnung des sowjetischen Stadtkommandanten Generaloberst Bersarin zur Trabrennbahnumgebaut und flächenmäßig etwa auf das Doppelte vergrößert. Sie blieb übrigens die einzige Trabrennbahn der DDR. Mehr zur wechselvollen „Nach-wendegeschichte“ vielleicht vor Ort.

Am Carlsgarten ist in den letzten Jahrzehnten ein neues Wohnquartier entstanden. Unweit der Kreuzung sieht man das interessante Gebilde eines sogenannten Schwalbenturms. . Bis zur Maria-Matray-Straße folgen wir der neuen Siedlung, dann unterqueren wir die Bahnlinie und folgen der Verlängerten Waldowallee. Am Annemonensteig geht es in die Kleingartenanlage – auch hier treffen wir unter anderem auf eine alte Stieleiche. Durch die Gartenanlage geht es bis zur Köpenick er Allee. Hier passieren wir das Gelände der Flugzeugstation Berlin-Friedrichsfelde aus der Zeit des ersten Weltkrieges. Es bietet sich hier auch ein Abstecher zum Naturschutzgebiet Biesenhorster Sand an. Im Zuge der Planungen für eine Tangentiale Straßenverbindung Ost (TVO) ist der Bestand des Gebietes gefährdet, je nachdem welche Variante der Trassenführung gewählt wird. Wir befinden uns hier in Höhe des früheren Rangierbahnhofs Wuhlheide. Wieder zurück treffen wir an der Ecke Rheinsteinstraße wieder auf eine alte, hier aber noch völlig intakte Stieleiche. Wenige Schritte nach rechts und an Stelle des ehemaligen Offizierskasinos der nahe gelegenen einstigen Festungspionierschule der Wehrmacht befindet sich das Deutsch-Russische Museum. Hier wurde am späten Abend des 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen unterzeichnet. Damit endete der zweite Weltkrieg in Europa. Das sehenswerte kostenlos zugängliche Museum dokumentiert den Vernichtungskrieg der Wehrmacht im Osten  und den Kampf der Roten Armee gegen Hitler-Deutschland und wurde in den 1990er Jahren neu gestaltet..

Auf dem weiteren Weg passieren wir das erwähnte Gelände der Festungspionierschule einschließlich des zugehörigen Hochbunkers, ab 1945 von der Sowjetarmee genutzt, auf dem Gelände dazwischen dehnt sich jetzt die neue Gartenstadt Karlshorst Ost aus.

Auf den evangelischen Friedhof Friedrichsfelde-Karlshorst möchte ich auch hinweisen, wegen einiger hier liegender Persönlichkeiten aber auch weiterer Naturdenkmale. Der Friedhof ist aber später noch einem gesonderten Spaziergang vorbehalten.

Auf Höhe Römerweg, schräg gegenüber der früheren Hochschule für Ökonomie erreichen wir wieder die Treskowallee. Im Bereich der Treskowhöfe könnte man ggf. noch auf eine Tasse Kaffee einkehren….

Treff: 10:30 S-Bahnhof Karlshorst (Ausgang unten, an der Treskowallee Richtung Trabrennbahn)

Dauer ca. 3 Std.

Preis: 4,-€

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