14.8.17 Das alte Gatow

Treffpunkt 1: S Bahnhof Messe Nord ICC ca. 10:00, Abfahrt mit Bus X-34 Richtung Kladow, Kaserne Hottengrund ab 10:12

Treff 2/Start: Bus-Hast. Alt-Gatow zur Ankunft X-34 10:34

Dauer: max. 2 ½ Std.

Preis 4,-€

Gatow war ja schon einmal Ziel einer Stadtwanderung havelabwärts von Kladow. Sicher wird sich Mal die Gelegenheit einer Wiederholung bieten, ist doch wieder etwas Zeit ins Land gegangen. Und vom Jaczo-Turm am Nordrand von Gatow ging es im vorigen Jahr bei einer sommerlichen Wanderung hinüber zum Schildhorn.

Heute aber möchten wir uns in der Reihe „Berliner Dörfer“ dem alten Dorf Gatow selbst nochmals näher widmen. Die Anlage des mittelalterlichen Straßendorfes ist heute noch gut zu erkennen, alte Gebäude dokumentieren noch etwas von der Vergangenheit.

Wohl um 1200 ist das Dorf im Rahmen der deutschen Ostkolonisation entstanden. Es wird aber vermutet, dass es unten an der Havel schon eine slawische Siedlung und auf einem der Berge über die Havel auch bereits einen Tempel gegeben haben muss. Gatow gilt für manche auch heute noch als Dorf in der Großstadt. Es liegt ja auch ziemlich weit abseits südlich der „Stadt Spandau bei Berlin“ auf der Nauener Platte und deren Abdeckung zur Havel.

Das Dorf wird urkundlich fassbar 1258 durch dortige Hebungen des Klosters Spandau. Als urkundliche Ersterwähnung gilt das Jahr 1272 als Gatho. Der  Feldsteinkern  der Dorfkirche wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut. Damit ist sie das älteste noch erhaltene Bauwerk in Gatow und hat den Status eines Baudenkmals. Im Inneren hängt über dem Altar ein auf Holz gemaltes Gemälde: die um 1495 entstandene „Beweinung Christi“, die der Werkstatt des Nürnberger Malers Michael Wolgemut zugeordnet wird.

Im Unterschied zu vielen anderen Berliner Dörfern blieb Gatow – bis auf den Straßenbau – weitgehend von einer Verstädterung verschont. Besonders war auch, dass Gatow immer ein reines Bauerndorf ohne einen adligen Grundherren blieb. Feldflur, Abgaben und Dienste waren gleichmäßig auf acht bzw. neun Vollbauern verteilt. Der Schulze als Vertreter des Klosters Spandau bzw. ab 1558 des Kurfürstlichen Amtes Spandau war von Abgaben und Diensten befreit. Damals lagen auch alle Vollbauernhöfe an der Ostseite des Dorfes zur Havel hin, verbunden mit dem Fischereirecht für die Bauern. Die Dorfkirche, das gemeinsame Gartenland (Allmende) und Grundstücke von Kleinbauern (Büdner und Kossäten) lagen auf der Westseite des Dorfes. 1450 wird ein Krug im Dorf, 1772 eine Schmiede, 1826 eine Mühle erwähnt. Erst nach der Seperation im Ergebnis der preußischen Agrarreformen, die in Gatow um 1850 abgeschlossen war, kaufte ein neuer Eigentümer große Flächen auf und ließ sie als Gutshof bewirtschaften. Das ist das erste Gelände, dass wir auf unserem Dorfrundgang passieren. Bald traten auch eine Ziegelei und eine Ofenfabrik hinzu, auch das in der Nähe seit 1895 betriebene Rieselgut Karolinenhöhe trug nicht unbedingt dazu bei, dass sich Gatow hätte zu einem Villenvorort hatte entwickeln können.

So ist der weitläufige Landsitz der Villa Lemm eines der wenigen Beispiele großbürgerlicher Wohnarchitektur im Ortsteil. Das Anwesen hat eine Größe von rund 24.000 m². In den Jahren 1907 und 1908 ließ sich der Schuhputzmittelfabrikant Otto Lemm die Villa von dem Berliner Architekten Max Werner erbauen,

Neben Bauern und landwirtschaftlichen Hilfskräften prägten Handwerker und Arbeiter lange Zeit Gatow. „Neureiche“ Yachtenbesitzer und „Bohemes“ tauchten erst viel später auf, erlangten aber nie die Dominanz wie etwa in Wannsee.

Wir schauen in die Dorfkirche, erfreuen uns an einigen noch erhaltenen bzw. als solchen noch erkennbaren Bauernhöfen, sehen die Villa Lemm mit ihrer Gartenanlage leider nur von außen, werden an mindestens zwei Stellen einen Blick auf die Havel hinüber zum Grunewaldturm bzw. zum Schildhorn werfen, ins Dorf zurück gekehrt den „Windmühlenberg“ – Naturschutzgebiet mit seltener Sand-Trockenrasenflora und Lehrpfad zu alten Obstsorten – erklimmen, nochmal ins Dorf zurück und an die Havel gehen, um beim früheren Gut des Dorfschulzen abzuschließen. Der Spaziergang wird etwa zwei bis zweieinhalb Stunden in Anspruch nehmen.

Spätere Wanderungen und Spaziergänge im Gebiet wären beispielsweise im Winterhalbjahr zwischen Seeburg und Gatow vorbei an den früheren Rieselfeldern oder im Frühjahr – zwischen Havel, Gärten und Höhen – um Hohengatow denkbar.

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