26.2.18 Zwischen Kleistpark und Winterfeldtplatz

Treff: 10:30 Uhr auf dem U Kleistpark
Dauer ca. 2 Std.
Preis: 5,-€

Willkommen zu einem Stadtspaziergang auf historischen Spuren durch den Norden Schönebergs.
Das 1264 gegründete Dorf Schöneberg erlangte im Jahr 1898 das Stadtrecht. Da hätte es schon großstädtische Dimensionen. Bis zur Eingemeindung nach Berlin 1920 wuchs die Bevölkerung auf 175000 Menschen an. Dabei bot und bietet Schöneberg unterschiedlichste Viertel, großstädtischer Charakter um den Nollendorfplatz, Mietskasernen, das Arbeiterviertel der „Roten Insel“, Kasernen unweit des Tempelhofer Feldes, im Westen das sogenannte Bayerische Viertel. Jüdisches Leben, auf das das Büchlein der Kiezspaziergänge „Stolpersteine in Berlin“ fußt, findet sich – neben vielen anderen historischen Spuren – aber auch im Norden des Bezirks. 
Unser erstes Ziel heute sind aber die Königskolonnaden, die 1913 von der damaligen Königsstraße unweit des Alexanderplatz hierher kam.
Im selben Jahr wurde das Kammergericht hier errichtet, mit einer Parkanlage, als deren Vestibül die Kolonnaden angesehen werden können.  Berühmt-berüchtigt wurde das Gebäude des Kammergerichts dafür, dass sich hier von September 1944 bis April 1945 der „Volksgerichtshof“ befand. Nach dem Krieg tagte hier der Alliierte Kontrollrat.
Wir gehen um das Gebäude herum und erblicken insgesamt neun Stolpersteine für Richter bzw. Mitarbeiter des Gerichts, die Opfer faschistischer Verfolgung wurden.
Wir gehen zum früheren Hauptverwaltungsgebäude der BVG zurück, überqueren die Potsdamer Straße und setzen unseren Spaziergang in der Langenscheidtstraße fort. In Höhe des Hauses Nummer 11 wird an das Schicksal des gehörlosen Künstlers Hans Arnheim erinnert, der in Theresienstadt umkam.
Die Langenscheidtbrücke über die Berlin-Potsdamer Bahn führt hinüber auf die „Rote Insel“, ist vor allem auch als Schauplatz von Filmen wie zB „Der Himmel über Berlin“ bekannt geworden.
Die Crellestrasse wiederum ist nach dem Konstrukteur der Bahnstrecke Berlin-,Potsdam August Leopld  Crelle benannt.

In der Crellestraße treffen wir in Höhe der Häuser 42, 46,6  auf weitere Stolperstein, die auf Schicksale hinweisen.

Die Kolonnenstraße überquerend befinden wir uns auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz, am Standort des alten Rathauses erinnert eine Gedenkfafel an die Opfer des Kapp-Putsches 1920, die bei der Verteidigung der Demokratie von reaktionären Soldaten erschossen wurden. In der Mitte des Platzes erinnert ein Gedenkort mit großen Tafeln an die Namen von Konzentrations- und Vernichtungslagern. Ich vermiss beispielsweise die Erwähnung von Riga.

Bemühungen zur Umbenennung des Kaiser-Wilhelm-Platzes zum Beispiel nach Salvador Allende oder Marlene Dittrich scheiterte in der Vergangenheit.

Gegenüber geht der Rundgang in der Akazienstraße weiter.

Vor der Hausnummer 5 wird an weitere Deportierte erinnert. Insbesondere böte sich hier der Anlass, an jüdische Zwangsarbeit und die „Fabrikaktion“ zu erinnern.

Wechseln wir die Straßenseite, böte sich ein Blick in den Akazienhof als ein Beispiel für einen früheren Schöneberger Gewerbehof an.

Auf der selben Zeit treffen wir auf die das Stadtviertel mit prägende Apostel-Paulus-Kirche und schauen kurz zu einer kleinen Besichtigung hinein.

Auch in der Goltzstraße gibt es noch Hinweise auf das Schicksal interessanter Persönlichkeiten.

Auf ein besonderes Schicksal weist man im Zusammenhang mit dem Stein für Karl Olbrysch hin . Olbrysch war kommunistischer Reichstagsabgeordneter. Er entzog sich – nach mehreren Haftaufhalten schon vorher – der weiteren Verfolgung durch Flucht in die Tschechoslowakei, nach der Besetzung des Sudetenlandes 1938 nach England, wo er nach Kriegsbeginn als „feindlicher Ausländer“ interniert wurde. Mit einem Truppentransporte sollte er nach Kanada gebracht werden, doch ein deutsches U-Boot versenkte das Schiff!!

Wir erreichen die katholische Kirche St. Matthias vor dem Winterfeldtplatz, in der der spätere Bischof von Münster, Graf Galen, von 1919 bis 1929 Pfarrer war.

Der Winterfeldtplatz ist ein zentraler Punkt im Kiez, der vor allem für seine Wochenmärkte bekannt ist. Rund herum finden sich mehrere Möglichkeiten zum Schluss etwas zu rasten oder sich wieder anzuwärmen. Für die Rückfahrt empfiehlt sich der U-Bahnhof Nollendorfplatz.

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