5.4.18 IN DEN HOHEN FLÄMING, WO ER AM HÖCHSTEN IST (VON BAD BELZIG BIS AUF DEN HAGELBERG)

Treffpunkt ab 8:45 auf dem Ostbahnhof. Fahrt im vorderen Zugteil, 1. oder 2. Einstieg– Abfahrt RE 7, Gleis 7 9:03 Ri. Dessau.
Bis Bad Belzig an 10:16,

Zur Erläuterung: Nach einigen Angaben (punkt 3!) ist der Zug an diesem Tage nämlich zwischen Berlin-Schönefeld und Ostbahnhof unterbrochen !

Rückkunft bis 18:00 bzw. 19:00 Uhr

Wegstrecke max. 6 km – zzgl. ggf. Weg in Bad Belzig/ggf. individuell

Preis 16,-€, inkl. Führung, Vorbereitung, Begleitung, Fahrkosten ab Bln-Ostbahnhof, „65 plus“- Ticket-Nutzer/innen zahlen 8,-€

Wer später zusteigen will, bitte rechtzeitig vorher anmelden, damit er/sie auf dem Ticket Berücksichtigung finden kann

 

Bad Belzig ist ein Solekurort. Zu Belzig gehört aber auch eine lange Geschichte, die man in der in den letzten Jahren zum Teil aufwändig erneuerten Altstadt nachvollziehen kann. Das kann man auch im Anschluss an unsere Rückkehr mit dem Bus vom Hagelberg tun, denn die Busse enden meist am Busbahnhof und von dort muss man entweder auf eine andere Verbindung zum Bahnhof warten oder man geht die ca. 1,5 bis maximal 2 km gemütlich durch die Stadt. Ich habe allerdings auch vor später noch einmal mit einer Stadtexkursion hierher zurückkehren….

Heute geht es vom Bahnhof aus vorbei am Burgbrauhaus mit der davor stehenden schönen Postdistanzsäule aus der sächsischen Zeit zur Burg Eisenhardt, allerdings nicht auf dieses Gelände mit der historischen Kapelle sondern weiter auf den markierten Terrainkurwegen, bis wir schließlich ein Stück dem Internationalen Kunstwanderweg folgen.

Es sind aber auch Objekte mit regionalem Bezug, wie zum Beispiel die Skulptur „Die weiße Frau“, nach einer Sage von einem Künstler aus dem benachbarten Dippmannsdorf gestaltet.

Unterwegs gibt es eine Erinnerungsstätte an das KZ-Außenlager Belzig-Roederhof. In der Nähe des schon bestehenden Zwangsarbeiterlagers Roederhof errichteten 1943/44 örtliche Baubetriebe ein Barackenlager, in das im August 1944 die ersten Häftlingsfrauen einzogen. Vorhanden waren vier Wohnbaracken, eine Wirtschaftsbaracke mit Bunker, ein Krankenrevier und Toiletten mit Waschanlage, alles umzäunt von einem elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun. Die Anlage war für 750 Häftlinge ausgelegt. Bei der ersten Belegung kamen aus dem KZ Ravensbrück 250 Polinnen, 200 Frauen aus der Sowjetunion, 140 Belgierinnen, 75 Französinnen und einzelne Frauen aus Tschechien, Jugoslawien, Italien, Ungarn, Großbritannien und dem Deutschen Reich.

Die Frauen mussten in zwölfstündigen Schichten für die Munitionsfabrik Roederhof arbeiten. Diese gehörte zum Metallwarenwerk Treuenbrietzen des Kopp & Co. Konzerns in Berlin. Hauptprodukte waren Munition für die 2-cm-Vierlingsflak, sowie für Flugzeugbord- und Panzerabwehrkanonen

Die Zahl der Toten ist nicht mehr genau feststellbar. In einer nach dem Krieg durchgeführten Vernehmung, gab der ehemalige Lagerleiter an, das ungefähr 50 bis 60 Frauen an Schwäche und Krankheit verstorben seien. Die Toten seien in das Krematorium in Brandenburg an der Havel gebracht worden. Ab Januar 1945 bestattete man die Verstorbenen auf dem Belziger Gertrauden-Friedhof. Dort allein sind zwischen 150 und 200 Häftlingsfrauen begraben worden. Alle zwei bis drei Wochen kamen neue Häftlingsfrauen aus dem Hauptlager um die Verstorbenen zu ersetzen.

Am 24. April 1945, aufgrund der nahenden Front, sollten 600 Häftlingsfrauen unter Zurücklassung von 72 Kranken in die Nervenheilanstalt Brandenburg-Görden marschieren. Aufgrund der Erschöpfung der Frauen kamen sie aber nur bis zumTruppenübungsplatz Altengrabow. Nachdem sich die meisten SS-Aufseherinnen nach Richtung Westen abgesetzt hatten, trafen am 3. Mai 1945 US-amerikanische Soldaten in Altengrabow ein.

Gegen den ehemaligen Lagerleiter Gerhard Lehmann ermittelte 1974 die Staatsanwaltschaft Köln, stellte das Verfahren jedoch ein.

Margot Pietzner, die als SS-Aufseherin tätig war, verurteilte ein sowjetisches Militärgericht zum Tode. Das Bezirksgericht Halle wandelte diese Strafe in eine zehnjährige Zuchthausstrafe um. Im Jahre 1956 kam sie nach einer Amnestie frei. Im März 1993 wurde sie, nach Antrag, als Opfer des Stalinismus, anerkannt und bekam eine Entschädigung von 64.350 DM. Im Jahre 1996 wurde der Anerkennungsbescheid aufgehoben und das Geld zurückverlangt!

Auf dem ehemaligen Lagergelände, das jetzt teils Wald- oder Freifläche ist, steht seit 1965 ein Gedenkstein.

Aber auch naturräumlich hat unser sanfter Aufstieg einiges zu bieten, ein Teil des Springbachtales, die Burgwiesen, der Grüne Grund und schließlich nach der Durchquerung des kleinen, geschichtsträchtigen Dorfes der „Gipfel“ des Hagelbergs selbst, mit 200,24 m/NN –offiziell mit 201 m bezeichnet- immer wieder mal als die höchste Erhebung Brandenburgs bezeichnet (die Heidehöhe und der Kutschenberg am Schraden sind aber mit nachgewiesenen 201 m geringfügig höher, da war immer der Streitpunkt ob der Gipfel selbst noch in Brandenburg oder schon in Sachsen liegt….)

Hagelberg als Dorf ist aber mit Sicherheit der höchstgelegene Ort in Brandenburg, um Orte ähnlicher Höhe zu finden, muss man schon in die Mittelgebirge fahren.

Woher stammt der Name – ein kurzer Exkurs in die Besiedlungsgeschichte der Gegend: Das slawische Wort Chabua, aus dem sich der heutige Name  Hagelberg gebildet hat, bezeichnete ursprünglich nicht die höchste Erhebung des Höhenzugs, sondern den Hohen Fläming insgesamt, zumindest den Fläming im Bereich um den Hagelberg. In dem ersten überlieferten schriftlichen Vermerk, einer Urkunde aus dem Jahr 1009, findet sich die Wendung cum … Chabua montibus. Die Rede ist also von  Bergen. Der Name aus dem slawischen Chabov abgeleitet, könnte auch Berge, die mit Gestrüpp bewachsen sind, bezeichnen. Das Dorf Hagelberg erhielt seinen Namen nach dem Berg. Die Siedler aus dem deutschsprachigen und flämischen Raum, die im Zuge des Landesausbaus im 12. Jahrhundert in den Fläming kamen, formten die slawischen Bezeichnungen in ihnen bekannte Wörter um. Das unbekannte Wort Chabua stellten sie zum Vogelnamen  Habicht  (mittelniederdeutsch havek), das später wiederum zu Hagel gestellt wurde. Als in der  mundartlichen  Entwicklung das vaus havek weggefallen war und sich die anschließende Mundartform Haalberg der Mundart des Flusses Havel = haale (und der Stadt Havelberg) immer mehr annäherte, ersetzten die seinerzeit sächsischen Ämter das verschwundene v durch ein g. Damit wurde in der amtlichen Namensform hyperkorrekt eine klare Abgrenzung getroffen und mit Hagel gab es wieder einen bekannten Begriff, der zudem im Mittelniederdeutschen als Haal gesprochen wurde. Einen inhaltlichen Bezug vom Hagel zum Hagelberg gibt es nicht. Nach der slawischen Bergbezeichnung Chabua von 1009 sind folgende Ortsnamen überliefert: 1385 czu hauesberge, 1419/20 hauelsberg, 1669 Hagelsberg, 1802 Hagelberg (mundartlich Halbärch, Haalbärch). Hauptgegenstand in und um Hagelberg ist aber natürlich die Geschichte um die historische „Schlacht von Hagelberg“ am 27. August 1813.

Die Bergspitze mit dem Gipfelkreuz, einem Gipfelbuch und einer großen Informationstafel zur Schlacht liegt am Ortseingang aus Richtung Klein-Glien auf der Westseite gleich neben der Straße, während sich das neue Hagelberg-Denkmal aus dem Jahr 1955 gegenüber auf der Ostseite der Landstraße befindet. Die Hilfe der Kosaken in der historischen Schlacht bot der DDR-Führung einen willkommenen Anlass, die Waffenbrüderschaft mit dem großen Bruder  Sowjetunion in diesem zweiten Denkmal zu bekräftigen; die Inschrift lautet:  Zur Erinnerung an die deutsch-russische Waffenbrüderschaft im Gefecht bei Hagelberg am 27. August 1813.

Das alte, heute stark veränderte Hagelbergdenkmal des Bildhauers August Julius Streichenberg, das König Friedrich Wilhelm IV. 1849 eingeweiht hatte, zeigt auf einer von dem Berliner Bildhauer Martin Meyer-Pyritz geschaffenen zentralen Bronzeplatte das Konterfei des preußischen Generals Karl Friedrich von Hirschfeld, der in der Schlacht 3000 preußische Soldaten und die anfangs vielbelächelte märkische Landwehr (Napoleon: Canaille) mit 8500 Mann befehligt hatte. Die Südseite trägt die zweizeilige Inschrift 27. August | Gefecht bei Hagelberg und der auf dem Monument thronende Findling (anstelle der dort ursprünglich befindlichen Borussia) die Gravur der Jahreszahl 1813.

Das alte Denkmal folgt nach rund siebenhundert Metern auf der Westseite der Landstraße Richtung Lübnitz auf einem Nebenhügel. Daneben finden sich über die Hügel und das Dorf verstreut verschiedene Wegweiser und Hinweisschilder auf Einzelaspekte der Schlacht wie beispiels-weise Rückzug franz. Truppen in Richtung Lübnitz, Verfolgung durch Kosaken oder Schlacht von 1813, Friedhofsmauer und 8500 Landwehrmänner (meistens Bauern) griffen von hier aus am 27.8.1813, 14.00 Uhr an. Der Höhepunkt der damaligen Ereignisse war aber die sogenannte „Kolbenschlacht“, zu der es direkt im Dorf in Höhe des Dorfteiches ab 17 Uhr gekommen war und auf die ein Schild hinweist.

Die Schlacht um Hagelberg – weitere gab es in der Gegend zwischen Fläming, Elbe, Dübener Heide – gehörte zu den letzten großen Vorentscheidungen im Vorfeld der „Völkerschlacht“ bei Leipzig, hier traten erstmals preußische Soldaten, die neu geschaffene Landwehr und russische Kosaken gemeinsam auf und vernichteten Napoleons Korps von 10000 Soldaten bis auf etwa 3000 Mann.

Leider kann man hier oben nicht einkehren, wir fahren mit dem Linienbus nach Bad Belzig zurück und dort besteht die Möglichkeit abschließend zu rasten oder den Tag individuell ausklingen zu lassen,.

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