14.4.18 Eilenburg – Stadt der Heinzelmännchen

Treff: Neu wegen Bauarbeiten. Berlin Hbf tief ab 7:10, zur Abfahrt des RE Richt. Falkenberg (Elster) 07:35, Gleis 4. Zurück ab 15:25 bzw. spätestens 16:28, an 18:40 bzw. spätestens 19:28 Berlin-Hbf

  • – via Doberlugk-Kirchhain bzw. Falkenberg (Elster)

zwischen Cottbus und Berlin sowie Calau und Berlin am Veranstaltungstag kein durchgehender Bahnverkehr.

Preis inkl. Fahrkosten (Wochenendticket) ab Treffpunkt am Ausgangsbahnhof, Führung, Begleitung 27,-€ p.P.

 

„Wie war zu Köln es doch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem“, so beginnt die bekannte Geschichte von den Heinzelmännchen, jenen winzigen Gesellen, die des Nachts in aller Stille fleißig gute Taten vollbrachten. Die treuen Helfer verschwanden aber wie vom Erdboden und kehrten nie wieder zurück, nachdem des Schneiders Weib in ihrer Neugier Erbsen ausstreute, über die die kleinen Wichte purzelten.
Doch die Heinzelmännchen stammen gar nicht aus Köln, wie es die Geschichte suggeriert. Ihre Heimat liegt in dem beschaulichen Städtchen Eilenburg am Ufer der Mulde. Einst lebten sie dort in einem riesigen unterirdischen Labyrinth unter der Burg und der Stadt Eilenburg, so erzählt es die Sage. Dieses Labyrinth gibt es tatsächlich: ein gigantisches Tunnel- und Kellersystem aus Ziegelsteinen. Neugierig macht sich Janine Strahl-Oesterreich auf den Weg, um die Geheimnisse der Eilenburger Heinzelmännchen zu ergründen. Sie will die ganze Wahrheit über Herkunft, Leben und Wirken der sagenhaften, scheuen Wesen erkunden und macht ganz erstaunliche Entdeckungen. Ein Findling mit einer mysteriösen Inschrift legt nahe, dass die Heinzelmännchensage schon im 13. Jahrhundert in Eilenburg kursierte. Einiges spricht dafür, dass die bekannten Heinzelmännchen im Grunde der sorbischen Sagenwelt entspringen, denn auch die Sorben, die früher die Eilenburger Gegend besiedelten, erzählten sich von kleinen Zauberwesen, die sie Lutki, die Leutchen nannten.

(Zitat Heidi Mühlenberg, MDR, 2016)

 

Nun also zur Sage selbst:

Das kleines Volkes Hochzeitsfest

Das kleine Volk auf der Eilenburg in Sachsen wollte einmal Hochzeit halten und zog daher in der Nacht durch das Schlüsselloch und die Fensterritzen in den Saal der Burg, und es sprang hinab auf den glatten Fußboden, wie Erbsen auf die Tenne geschüttet werden.
Davon erwachte der alte Graf, der im hohen Himmelbette in dem Saale schlief und verwunderte sich über die vielen kleinen Gesellen. Da trat einer von ihnen, geschmückt wie ein Herold, zu ihm heran und lud ihn in geziemenden Worten gar höflich ein, an ihrem Feste teilzunehmen.
„Doch um eins bitten wir,“ setzte er hinzu, „Ihr allein sollt zugegen sein; keiner von Eurem Hofgesinde darf sich unterstehen, das Fest mitanzuschauen, auch nicht mit einem einzigen Blicke.“
Nun ward ihm ein kleines Weiblein zugeführt, kleine Lampenträger stellten sich auf, und eine Heimchenmusik hob an. Der Graf hatte Mühe, das Weibchen beim Tanze nicht zu verlieren, das ihm so leicht daher sprang und endlich so im Wirbel drehte, dass er kaum zu Atem kommen konnte. Mitten in dem lustigen Tanz aber stand auf einmal alles still, die Musik hörte auf und der ganze Haufen eilte nach den Türspalten, Mauselöchern oder wo sonst ein Schlupfwinkel war. Das Brautpaar aber, die Herolde und Tänzer schauten aufwärts nach einer Öffnung, die sich oben in der Decke des Saales befand und entdeckten dort das Gesicht der alten Gräfin, welche vorwitzig nach der lustigen Gesellschaft herabschaute.
Darauf neigten sie sich vor dem Grafen, und derselbe, der ihn eingeladen, trat wieder hervor und dankte ihm für die erzeigte Gastfreundschaft. „Weil aber“ sagt er dann, „unsere Freude und unsere Hochzeit also ist gestöret worden, dass noch ein anderes menschliches Auge darauf geblickt hat, so soll fortan Euer Geschlecht nie mehr als sieben Eilenburger zählen.“ Darauf drängten sie nacheinander schnell hinaus; bald war es still, und der alte Graf war wieder allein im finstern Saale.
Die Verwünschung ist bis auf die gegenwärtige Zeit eingetroffen, und immer starb einer von den sechs lebenden Rittern Eilenburgs, ehe der siebente geboren war.

(Brüder Grimm)

 

Nicht nur bei den Brüdern Grimm ist die Sage von „Des kleinen Volkes Hochzeitsfest“ zu finden; auch Ludwig Bechstein verwendet sie in seinen „Deutschen Märchen und Sagen“ unter dem Titel „Der Graf von Eilenburg und die Zwerge“.

 

Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe schließlich hat die Sage zu einem Gedicht „Hochzeitslied“ verarbeitet, das wiederum der Komponist Carl Loewe als Ballade vertonte:

 

Wir singen und sagen vom Grafen so gern,

Der hier in dem Schlosse gehauset,

Da, wo ihr den Enkel des seligen Herrn,

Den heute vermählten, beschmauset.

Nun hatte sich jener im heiligen Krieg

Zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg.

Und als er zu Hause vom Rösselein stieg,

Da fand er sein Schlösselein oben,

Doch Diener und Habe zerstoben.

 

„Da bist du nun, Gräflein, da bist du zu Haus;

Das Heimische findest du schlimmer!

Zum Fenster, da ziehen die Winde hinaus,

Sie kommen durch alle die Zimmer.

Was wäre zu tun in der herbstlichen Nacht?

So hab ich doch manche noch schlimmer vollbracht,

Der Morgen hat alles wohl besser gemacht.

Drum rasch, bei der mondlichen Helle

In’s Bett, in das Stroh, in’s Gestelle!“

 

Und als er im willigen Schlummer so lag,

Bewegt es sich unter dem Bette.

„Die Ratte, die raschle, solange sie mag!

Ja, wenn sie ein Bröselein hätte!“

Doch siehe! da stehet ein winziger Wicht,

Ein Zwerglein so zierlich mit Ampelenlicht,

Mit Rednergebärden und Sprechergewicht,

Zum Fuß des ermüdeten Grafen,

Der, schläft er nicht, möcht er doch schlafen.

 

„Wir haben uns Feste hier oben erlaubt,

Seitdem du die Zimmer verlassen,

Und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt,

So dachten wir eben zu prassen.

Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut,

So schmausen die Zwerge, behaglich und laut,

Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut.“

Der Graf im Behagen des Traumes:

„Bedienet euch immer des Raumes!“

 

Da kommen drei Reiter, sie reiten hervor,

Die unter dem Bette gehalten;

Dann folget ein singendes klingendes Chor

Possierlicher kleiner Gestalten;

Und Wagen auf Wagen mit allem Gerät,

Daß einem so Hören als Sehen vergeht,

Wie’s nur in den Schlössern der Könige steht;

Zuletzt auf vergoldetem Wagen

Die Braut und die Gäste getragen.

 

So rennet nun alles in vollem Galopp

Und kürt sich im Saale sein Plätzchen;

Zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp

Erkieset sich jeder ein Schätzchen.

Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt,

Da ringelt’s und schleift es und rauschet und wirrt,

Da pispert’s und knistert’s und flistert’s und schwirrt;

Das Gräflein, es blicket hinüber,

Es dünkt ihn, als läg er im Fieber.

 

Nun dappelt’s und rappelt’s und klappert’s im Saal

Von Bänken und Stühlen und Tischen,

Da will nun ein jeder am festlichen Mahl

Sich neben dem Liebchen erfrischen;

Sie tragen die Würste, die Schinken so klein

Und Braten und Fisch und Geflügel herein;

Es kreiset beständig der köstliche Wein;

Das toset und koset so lange,

Verschwindet zuletzt mit Gesange.

 

Und sollen wir singen, was weiter geschehn,

So schweige das Toben und Tosen.

Denn was er so artig im kleinen gesehn,

Erfuhr er, genoß er im großen.

Trompeten und klingender singender Schall

Und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall,

Sie kommen und zeigen und neigen sich all,

Unzählige, selige Leute.

So ging es und geht es noch heute.

 

In die historischen Bergkeller selbst können wir heute nicht hinein schauen, sie öffnen in der Saison für größere Besuchergruppen bzw. gibt es öffentliche Führungen (ab 28. April), leider haben weder das Heimatmuseum noch die anschließende Stadtinformation, die das organisieren würden, am heutigen Sonnabend geöffnet. Aber selbstverständlich besteigen wir den Burgberg.

Die Geschichte von den Heinzelmännchen treffen wir zuvor am Marktbrunnen wieder. Seit Oktober 2000 sprudelt der Heinzelmännchenbrunnen in der jetzigen Form auf dem Markt. Entworfen hat ihn der Brehnaer Künstlers Michael Weihe, der damit an die von den Gebrüdern Grimm aufgeschrieben Sage von den Heinzelmännchen zu Eilenburg anknüpft. Die Geschichte des Marktbrunnens selbst reicht rund 300 Jahre zurück. Von 1712 an erfreute über 140 Jahre ein Brunnen mit Neptunfigur auf dem Markt die Eilenburger Bürgerschaft. Sein 1969 errichteter schlicht gehaltener Nachfolger sprudelte dagegen nur wenige Jahrzehnte. Mögen nun die Ritter recht lange plätschern.

Am Rande des begehbaren, sechs Meter Durchmesser großen Brunnens stehen sechs Ritter aus Postaer graugelbem Sandstein. Sie haben allesamt eine Grundfläche von etwa 40 mal 40 Zentimeter und sind zwischen einem und zweieinhalb Meter groß. Aus ihnen sprudelt in Intervallen Wasser auf das vorher verlegte Kleinpflaster. In der Mitte der Ritter befindet sich außerdem ein etwa ein Meter hohes Heinzelmännchen aus Bronze.

Das ist aber nicht unsere erste Begegnung mit den „Heinzelmännchen“ auf unserem Weg durch die Große Kreisstadt Eilenburg am Rande der Dübener Heide.

Schon im Stadtpark begegnet uns eine Heinzelmännchen-Skulptur.

Der Park, der auf insgesamt etwa zwölf Hektar in Zentrumslage Platz für Ruhe und Entspannung bietet, wurde 1870 vom Eilenburger Unternehmer Wilhelm Ferdinand Mitscherlich (1826 – 1895) begründet. In ihm befinden sich auch der Tierpark, ein Spielplatz und der Schwanenteich. Unmittelbar am Bahnhof befindet sich das Rosarium. Dieses wahre Prachtstück des Garten- und Landschaftsbaus entstand 1932/1933 während der Weltwirtschaftskrise im Rahmen einer ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme). Die Gestaltungsidee für diesen Rosengarten soll vom späteren langjährigen Stadtgärtner Edwin Köhler gekommen sein. Im Jahre 2004 wurden, bedingt vor allem durch die Schäden des Jahrtausendhochwassers im August 2002, tief einschneidende Pflegemaßnahmen im Gehölzbestand erforderlich. Dieser umfasst allein 1200 bis 1300 Bäume (ohne Tierpark).

Etwas spaßig gemeint ist die fiktive Figur des „Heinz Elmann“. Im Stadtpark steht der „Heinz Elmann“ auf einem gestalteten Baumstamm, am Anger als Angler, nur um Beispiele zu nennen.

Eine der wichtigsten Auszeichnungen der Stadt ist übrigens der „Heinzel-Preis“.

Nun einiges zur Geschichte Eilenburgs im Überblick

Die Große Kreisstadt Eilenburg ist eine Stadt an der Mulde im Nordwesten von Sachsen am Rand der Dübener Heide, zirka 20 Kilometer nordöstlich der Universitäts- und Messestadt Leipzig. Die Stadt gehört zum Landkreis Nordsachsen und hat knapp 16.000 Einwohner; Im Jahr 961 fand erstmals die „civitas Ilburg“ in einer Urkunde Ottos I. Erwähnung. Mit Friedrich I. von Wettinbegann die Herrschaft der Wettiner über Stadt und Land. Die Burg Eilenburg gilt als Wiege Sachsens, da mit derBelehnung Heinrichs I. von Eilenburg mit der Mark Meißen im Jahr 1089 der sächsische Territorialstaat gegründet wurde. Im Schutze der auf einem Hochplateau errichteten Burg entstand um 1200 eine planmäßige Stadtanlage an der Via Regia. Im Dreißigjährigen Krieg drohte der Stadt 1639 die völlige Zerstörung durch die Schweden, was durch den Bittgottesdienst Martin Rinckarts verhindert werden konnte. Der Friede von Eilenburg beendete schließlich im September 1648 den Krieg für Sachsen. 1813 bezog Napoleon I. Quartier in Eilenburg und nahm dort die letzte Heerschau seiner verbündeten sächsischen Truppen vor der Völkerschlacht bei Leipzig ab. Das durch die Bestimmung des Wiener Kongresses an Preußen abgetretene Eilenburg entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden industriellen Zentrum. Die Bevölkerungsexplosion und die daraus entstandenen schweren sozialen Spannungen beförderten die Beantwortung der Sozialen Frage durch die Eilenburger. So führte der Fabrikant Carl Degenkolb in seiner Fabrik die ersten Betriebsräte in Deutschland ein. Der Arzt Anton Bernhardi und seine Mitstreiter gründeten 1849 mit der Lebensmittelassociation die erste Konsumgenossenschaft und ein Jahr später mit dem Eilenburger Darlehnskassenverein die erste wirkliche Kreditgenossenschaft in Deutschland.

Während des alliierten Beschusses im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 90 Prozent der Stadt zerstört. Nach den Jahren des Wiederaufbaus stagnierte die Entwicklung in der Stadt. Der Mangel und die Umweltbelastung durch die Industrie veranlassten auch die Eilenburger Bürger im Herbst 1989 zu friedlichen Demonstrationen. Nach der Wende zerfiel die gewachsene Industriestruktur. Starke Abwanderung und eine niedrige Geburtenrate versetzten die Stadt in einen bis heute währenden Schrumpfungsprozess. Gleichzeitig konnte sich durch den Niedergang der Industrie der sanfte Tourismus entwickeln. Die Stadt, als „Muldestadt mit grünem Herzen“ vermarktet, ist heute Station nationaler und internationaler Fremdenverkehrsrouten….

Soweit das elektronische Nachschlagewerk.

Neben den Heinzelmännchen werden uns bei unserem Rundgang durch die Stadt vor allem interessante Persönlichkeiten begegnen, die zum Teil eine überörtliche Bedeutung haben.

Da wäre natürlich Martin Rinckart, der uns vor allem im Zusammenhang mit der Stadtkirche St. Nikolai begegnet. Martin Rinckart (* 23. April 1586  in  Eilenburg; † 8. Dezember 1649 ebenda) war ein deutscher Dichter, protestantischer Theologe und Kirchenmusiker der Barockzeit. Rinckart, Sohn des Böttchermeisters Georg R. und seiner Frau Salome, besuchte zuerst ab 1591 die Schule in Eilenburg und wurde sodann 1601 Thomasschüler in Leipzig. Ab 1604 Mitglied des Thomanerchores, studierte er gleichzeitig (seit 1602) Theologie und Philosophie an der Leipziger Universität. 1610 wurde Rinckart Kantor an der Kirche St. Nikolai in Eisleben und Lehrer an der dortigen Lateinschule, 1611 Diakonus ebenda an der St.-Annen-Kirche…

…1617 wurde er als Archidiakonus an die Kirche St. Nikolai in seine Vaterstadt Eilenburg berufen; hier wirkte er während des Dreißigjährigen Krieges unter großen Nöten (Hunger, Pest) und rettete die Stadt 1639 vor Plünderung und Brandschatzung durch die Schweden (Bittgottesdienst).

Von seinen vielen Schriften und Lieddichtungen blieb vor allem das weltweit bekannte und beliebte Kirchenlied „Nun danket alle Gott“ lebendig. Der Text erschien erstmals im Anhang zu seinem Jesu Herzbüchlein, das 1636 in Leipzig veröffentlicht wurde, während die Melodie erstmals 1647 in Johann Crügers  Gesangbuch Praxis pietatis melica erschien. Nachhaltige Berühmtheit erhielt das Lied als Choral von Leuthen, nachdem am Abend der Schlacht von Leuthen  die überlebenden preußischen Soldaten Rinckarts Lied anstimmten. Im 19. Jahrhundert verfasste Catherine Winkworth die englische Übersetzung „Now thank we all our God“.

Rinckarts Grab befindet sich in der Eilenburger Nikolaikirche.

Auf Bernhardi und Degenkolb hatte ich schon hingewiesen, der Arzt Bernhardi gilt ürigens auch als Erfinder des Kalksandsteins als preiswertes Baumaterial!

Ein weiterer bekannter Arzt wurde in Eilenburg geboren, Dr. Hermann Hartmann, Gründer der heute noch bestehenden Standesvereinigung „Hartmannbund“.

Eine kleine Dynastie von Schauspielern bzw. Schriftstellern „begründete“ der 1840 in Eilenburg geborene Oskar Höcker mit seinem Sohn Paul Oskar Höcker und seinem Bruder Gustav Höcker. Sein Vater war noch in der Textilindustrie tätig.

Auch an den zu DDR-Zeiten beliebten Jugendbuchautor Karl Neumann kann erinnert werden und jetzt sind wir in der früheren Gemeinde „Gut Berg von Eilenburg“.

Hier wurde unter anderem Karl August Möbius, 1825 in Eilenburg geboren, bedeutender Zoologe und auch einer der ersten ernst zunehmenden Ökologen Deutschlands. Er beschäftigte sich zunächst vor allem mit Möglichkeiten und Grenzen von Fischzucht und insbesondere künstlicher Austern- und Miesmuschelzucht. Weiterhin trug Möbius zur Schaffung eines systematischen Biologieunterrichts im damaligen Preußen bei. 1888 übernahm Möbius die Leitung und Neueinrichtung der Zoologischen Sammlung im neuen Museum für Naturkunde in Berlin und die Professur für systematische und geographische Zoologie an der dortigen Universität. Zum beiderseitigen Vorteil für Besucher und Forscher trennte er im Museum die wissenschaftliche Hauptsammlung von der öffentlichen Schausammlung. Zugleich wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Im Alter von 80 Jahren beendete er am 30. Dezember 1905 seine wissenschaftliche Tätigkeit. Als letztes seiner Werke veröffentlichte er die „Ästhetik der Tierwelt“ (1908).

Christian Ludwig Liscow (* 26. April 1701 in Wittenburg; † 30. Oktober 1760 auf Gut Berg vor Eilenburg) war ein deutscher Staatsdiener und sprachmächtiger Satiriker in der Zeit der Aufklärung. Seine vornehmlich auf die „Thorheiten“ zeitgenössischer, noch lebender Personen gezielten Polemiken waren umstritten….

Im Juli 1741 wurde Liscow Privatsekretär beim sächsischen Minister Graf Heinrich von Brühl. Dieser beförderte ihn zum Königl. Kabinettssekretär und 1745 zum Kriegsrat. In diesem Jahr heiratete Liscow die Witwe Johanna Buch, geb. Mylius. Mit ihr hatte er zwei Töchter und drei Söhne. Ende 1749 wurde Liscow der Verschwörung gegen den Grafen von Brühl bezichtigt, seiner Ämter enthoben, vorübergehend eingekerkert und im April 1750 aus Dresden ausgewiesen. Er verbrachte seinen Lebensabend auf dem Landgut Berg bei Eilenburg, das seiner Ehefrau gehörte und wo er 1760 auch starb. Liscow wurde in der Marienkirche unweit seines Alterssitzes beigesetzt.

Die Marienkirche (Bergkirche) ist heute leider nicht geöffnet.

Auf Gut Berg vor Eilenburg wurde am 17. November 1803 der Novellendichter Karl Eduard von Bülow geboren. Er entstammte dem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht von Bülow. Sein Vater war der königlich-sächsische Major Ernst von Bülow.

Seine Taufe erhielt er am 27. November desselben

Jahres von Pastor Franz Gotthard Abt, dem Vater des Liederkomponisten Franz Abt in der Pfarrkirche Sankt Marien.

1805 zog die Familie nach Dresden. Bülow studierte in Leipzig alte Sprachen. 1828 lernte er in Dresden den romantischen Schriftsteller Ludwig Tieck kennen, mit dem er ein Leben lang eine Freundschaft pflegte. Im selben Jahr ehelichte Bülow Franziska Elisabeth Stoll von Berneck (1800–1888). Dieser Ehe entstammten drei Kinder. Der einzige Sohn, Hans von Bülow (1830–1894), wurde ein weltberühmter Pianist und Dirigent. Bülow trug als Herausgeber von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Novalis, Heinrich von Kleist und anderen wesentlich zur Frühgeschichte der Germanistik bei. Im Jahre 1846 siedelte die Familie von Bülow in die Residenzstadt Stuttgart über.

Mit seiner zweiten Ehefrau zog es ihn später in die Schweiz, wo er am 16. September 1853 auf Schloss Oetlishausen (Kanton Thurgau) starb.

Neben der erwähnten Bergkirche St. Marien stand das Geburtshaus des bereits erwähnten Franz Abt. Franz Wilhelm Abt (* 22. Dezember 1819 in Eilenburg; † 31. März 1885 in Wiesbaden) war ein deutscher Komponist und Kapellmeister. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er durch seinen Vater. Nach dem Abitur an der Thomasschule studierte er Theologie und Musik in Leipzig. Zeitgenossen waren dort unter anderem Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Nach seinen Studien war er als Kapellmeister in Bernburg (Saale) sowie als Chordirektor in Zürich tätig. Mitte des 19. Jahrhunderts nahm er einige Jahre die Funktion des Leiters der Abonnementskonzerte der Allgemeinen Musikgesellschaft (AMG) in Zürich wahr.

1853 wurde Abt an das Hoftheater Braunschweig berufen, wo er dreißig Jahre lang als Hofkapellmeister wirkte und sich dem Chorwesen widmete. So gründete er eine „Singakademie“, war Dirigent des Braunschweiger Männergesangvereins und „General-Gesangsmeister“ bei den Festen des Bundes Norddeutscher Liedertafeln. In dieser Zeit komponierte er insgesamt 3000 Werke, vor allem Chor- und Klavierlieder.

Abt war Mitglied der Freimaurer, seiner Braunschweiger Loge Carl zur gekrönten Säule widmete er mehrere Kantaten.

Zahlreiche Konzertreisen führten ihn unter anderem nach Frankreich, England und Russland. 1872 besuchte er Nordamerika und gab mit seinem Chor in vielen großen Städten der USA Konzerte.

Mit Anfang Sechzig musste er sich 1882 wegen einer Krankheit zur Ruhe setzen. Er entschied sich, seinen Alterssitz in Wiesbaden zu nehmen, und wohnte in der Taunusstraße. Nach kurzer Krankheit starb Franz Abt hier am 31. März 1885. Es wird berichtet, dass sämtliche Laternen in den Straßen, durch die der Trauerzug führte, angezündet und mit schwarzem Stoff bespannt waren. Es war eine der größten Beerdigungen in Wiesbaden.

Der Name Eilenburg ist wie die meisten Ortsnamen der Region slawischen Ursprungs. Er leitet sich von der Burg Eilenburg ab, die erstmals im Jahr 961 als Ilburg erwähnt wurde. Nach dieser Burg tragen die Eulenburg (Adelsgeschlecht) ihren Herkunftsnamen.

Das an die Burg angrenzende Feld hatte einst die Bezeichnung Ilenfeld, der steile Bergabhang heißt auch heute noch Lehmberg. Durch Lautwandel wurde aus Ilburg der heutige Ortsname.

Die Slawen zwischen Saale und Mulde gehörten spätestens Ende des 8. Jahrhunderts zu dem Stammesverband der Sorben (lat. sorabi sclavi). Vermutlich im 9. Jahrhundert errichteten sie die Burg Eilenburg, eine ringartigeBurganlage als Fliehburg auf einer kuppenartig ausgebildeten Randhöhe des Muldentales, die ein etwa 220 mal 150 Meter großes Plateau umfasste. Reste dieser Befestigung bilden die bis zu zehn Meter hohen Erdwälle auf dem Burgberg. Mit der Eingliederung der Gebiete zwischen Saale und Elbe unter den Königen Heinrich I. und Otto I. in das Ostfrankenreich wurde die Burg Mittelpunkt eines Burgwardes und damit Zentrum einer Grundherrschaft in der Region, zu der auch eine dem heiligen Petrus geweihte Kirche gehörte. m Jahr 1000 befand sich der ursprünglich direkt dem König unterstehende Burgward, d. h. das gesamte Gebiet mit der Burg Eilenburg im Zentrum, in der Grafschaft des Grafen Friedrich I. aus dem Geschlecht der Wettiner. Die Wettiner übrigens bis 1918 (!) durchgängig über Burg, Stadt und Umland!

Wie auch in anderen Burgen im Gebiet der Mulde wie etwa  Wurzen  oder  Rochlitz dürfte sich bereits im 11. Jahrhundert eine Kaufleutesiedlung im Vorfeld der Burg entwickelt haben, die die Wurzel der späteren Stadt bildete. In einer am 30. April 1161 ausgestellten Urkunde wird erstmals eine parrochia in Ilburch, eine Pfarrei genannt. Am Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts erlebte die Burg einen repräsentativen Ausbau mit einer Ringmauer und mindestens zwei Türmen aus Backstein. Der sogenannte Sorbenturm (um 1200) und der Südwestturm der Burg (nach 1230) waren Wohntürme, die der Burgmannenbesatzung der wichtigen wettinischen Burg als Sitz gedient haben dürften. Ebenfalls in den Jahrzehnten um 1200 entstand auf dem zur Mulde hin gelegenen Terrain östlich der Burg eine planmäßige ovale Stadtanlage von 600 Metern Länge und 300 Metern Breite mit gitterförmigem Straßennetz.

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