Berliner Stadtwanderung 2018. V. Nach Arkenberge
Treff: Französisch-Buchholz, Hast. Hugenottenplatz zur Ankunft Bus 154 10:42 Anfahrthinweis Bus 154 U Elsterwerdaer Platz ab 9:43…. Alt-Marzahn 9:55, S Hohenschönhausen 10:12, S Blankenburg (S 2, S 8) 10:42
oder auch mit Tram 50, Bus 124, 259
Rückfahrt ab Arkenberge stündlich z.B. 15:27, mit Umstieg in Niederschönhausen auf Straßenbahn an 16:06 S+U Schönhauser Allee
Oder aber zu Fuß weiter nach Schildow-Mönchmühle, z.B. mit Einkehr zur Rast im „Kastanienhof“ (max. 2 km zusätzlich, vor Ort gibt es sonst keine Einkehrmöglichkeit!
Preis inkl. Führung 5,-€
Wegstrecke: ca. 6 – 7 km
Unsere heutige Stadtwanderung startet am Hugenottenplatz in „Französisch-Buchholz“, besser gesagt inmitten des in den 1990er Jahren entstandene Stadtquartier „Buchholz-West“. An das „französische“ in Buchholz erinnern heute vor allem nach den ersten Hugenottenfamilien benannte Straßen und Wege, sowohl im „neuen Viertel“, als auch in den nördlich anschließenden Gartensiedlungen, die früher in der Regel Nummern als Straßennamen trugen.
Das Angerdorf Buchholz wurde wahrscheinlich um 1230 gegründet, wie die meisten Dörfer auf dem südlichen Barnim. Erstmals wird das Dorf Buckholtz in einer Urkunde von 1242 erwähnt, als Grenzort von Schönerlinde. Das Landbuch Karls IV. von 1375 weist für Buchholz 52 Hufen aus, davon vier Pfarrhufen und eine Kirchhufe. Acht Freihufen gehören denen von Bredow. Da nach dem Dreißigjährigen Krieg viele Kossäten- und Bauernhöfe in Buchholz verwüstet oder verlassen waren, wurde im Ergebnis des Edikts von Potsdam 1685 durch den Staatsminister Joachim Ernst von Grumbkow eine „französische Kolonie“ durch Ansiedlung von Hugenotten gebildet. So ließen sich 1687 die ersten zehn Bauern- und sechs Gärtnerfamilien aus Frankreich hier nieder. 1688 sind bereits 87 Siedler nachweisbar. Sie bauten hier bisher unbekannte Pflanzen wie grüne Bohnen, Blumenkohl, Spargel, Artischocken sowie verschiedene Küchenkräuter an und pflanzten Obstbäume. Ab etwa 1750 bürgerte sich die Bezeichnung Französisch Buchholz ein. Das Dorf wurde zu einem beliebten Ausflugsziel der Berliner.
Mit dem Dorf hatten wir uns bereits einmal näher beschäftigt. Unser Weg führt nordwärts durch die neuen und etwas älteren Siedlungen am Rande von Französisch-Buchholz und damit auch Berlins.
Am Rande einer gleichnamigen Kleingartenanlagen erreichen wir das frühere Naturschutzgebiet, seit 1994 „geschützter Landschaftsbestandteil“ Krugpfuhl. Das ca. 1,5 ha große Gebiet ist in drei unterschiedliche Becken unterteilt, die durch Dämme voneinander getrennt sind. Das Ergebnis geologischer Bohrungen lässt vermuten, dass es sich bei dem Krugpfuhl um eine ehemalige Mergelgrube handelt. Mergelgruben entstanden durch die Gewinnung von Baurohstoffen oder Boden verbessernden Baustoffen. Die drei unterschiedlichen Becken weisen auf eine spätere Nutzung als Fischzuchtbecken hin.
Im Spätsommer 1999 wurde der Krugpfuhl als Ersatzmaßnahme für die Eingriffe des Bauvorhabens Buchholz-West wieder vernässt. Der Erhalt des Krugpfuhls nur mit Niederschlag war nicht möglich, da das Wasserangebot unzureichend war. Das erste Becken des Pfuhls wurde komplett abgedichtet, um ein vorzeitiges Abfließen des anstehenden Wassers zu verhindern. Zusätzlich wird der Krugpfuhl mittels Solarpumpe (Photovoltaikanlage) mit zusätzlichem Grundwasser und aus dem Vorschaltbecken durch den Überlauf mit Dachwässern des benachbarten Wohngebietes versorgt. Das Ziel der Wiedervernässung ist eine langzeitige Wasserführung, sowie die Verbesserung der Wasserqualität.
Im Zusammenspiel mit anderen Feuchtgebieten der Umgebung (Koppelpfuhl, Teiche in Kleingärten) ist der Krugpfuhl eines der größten Amphibienlaichgewässer des Bezirkes Pankow. Neben einer großen Braunfroschpopulation (bis zu 1.600 Grasfrösche, ca. 900 Moorfrösche) findet man hier eine stabile Teichfroschpopulation mittlerer Größe, sowie kleine Bestände der Erd- und Knoblauchkröte. Vereinzelt sind auch Teich- und Kammmolche anzutreffen. Das Gebiet wird besonders von den Braunfröschen zur Überwinterung genutzt. Die anderen Amphibien wandern erst zur Laichzeit in dieses Gebiet ein. Alle vorkommenden Froscharten wurden in der Roten Liste Berlins als gefährdet eingestuft. Der angrenzende Krugpfuhlgrünzug –den wir gerade passierten- dient den Bewohnern des neuen Wohngebietes Buchholz-West als Erholungsfläche.
Für uns geht es durch die Wielke-Siedlung, in der Nähe befinden sich die „Elisabethaue“ und „Marthas Aue“. Am Rande einer weiteren Kleingartenanlage, findet sich als ein weiteres Biotop das NSG Idehorst.
Aus einer Wiese und einem Wäldchen besteht dieses NSG, das zum Ziel hat, ein kleines Stück ehemalige Kulturlandschaft zu erhalten. Es befindet sich im tiefsten Teil einer eiszeitlichen Toteisrinne, in der sich einst Flachmoortorf bildete. Mit 208 Pflanzenarten ist die Frischwiese sehr artenreich – eben eine richtige Blumenwiese! Die blütenreiche Wiesenfläche wird von einem Landwirt in Absprache mit den zuständigen Naturschutzbehörden ein- bis zweimal im Jahr gemäht. Beachtliche 275 Schmetterlingsarten konnten auf der Wiese nachgewiesen werden. Aus dem Idehorstwäldchen lacht oft lauthals der Grünspecht.
Wir blicken über die Landschaft am Rande der Stadt hinüber zur hohen Kippe der Arkenberge. Die Feld- und Wiesenlandschaft läuft unter dem Namen „Landschaftsschutzgebiet Blankenfelde“.
Das Dorf selbst ist heute kein Thema.
Möllersfelde war einst ein Vorwerk von Blankenfelde.
Das Vorwerk Möllersfelde hieß noch 1817 „Schötzsches Etablissement“, wurde später zu Müllersfelde und erhielt letztlich den heutigen Namen und gehörte mit Stallanlagen noch bis 1990 zum Stadtgut Blankenfelde. Die Entwicklung des Gebietes ist durch die zeitweilige Nutzung in der Rieselfeldwirtschaft beeinflusst gewesen. Der heute amtlich so benannte Ort mit der Grundstücksbezeichnung „Möllersfelde 1“ liegt nahe der Anschlussstelle zur A 114 Schönerlinder Straße, rund 440 Meter an einem unbenannten Weg in Verlängerung von Am Schafstall in Richtung Arkenberge. Hier befindet sich aktuell ein Reiterhof. Im Silvaplan von 1925 ist durch die Rieselfelder an Möllersfelde vorbei ein Fahrweg zwischen Schönerlinder Straße und Hauptstraße (in Höhe der heutigen KGA Arkenberge) angegeben, der von Fahrwegen auf der Trasse des Möllersfelder Wegs und von der (vormaligen) Bernauer Heerstraße gekreuzt wird.
805 Hektar umfasst das LSG „Blankenfelde“. Hier leben streng geschützte Vogelarten, zum Beispiel Kranich, Zwergdommel, Neuntöter, Roter Milan und Wachtelkönig. 31 Tagfalterarten gibt es. Die Gebiete Zingergrabenniederung und die „Kiesseen Arkenberge“ zeichnen sich durch seltene Pflanzenarten wie die Grasnelke aus.
Die Zingergrabenniederung haben wir schon bewandert, nun geht es zu den Kiesseen bei Arkenberge. Zuvor passieren wir – das ist nur scheinbar ein Widerspruch – das größte Hundeauslaufgebiet Berlins.
In den Hecken und rund um den Blankenfelder Graben – dem Klärwerksableiter von Schönerlinde – und schliéßlich am und um den Kiessee und den daneben liegenden sogenannten „Biotopsee“ gibt es noch genug Rückzugsmöglichkeiten für Fauna und Flora. Letztens jubelten weit über die Landschaft die Lerchengesänge und ein Milanpaar kreiste iom Hochzeitsflug über der Szenerie.
„Arkenberge“ stand ursprünglich für einen natürlichen Hügelzug in diesem Bereich. Die ursprünglichen Arkenberge waren eine natürliche Hügelkette pleistozänen Ursprungs. Auf einem Messtischblatt von 1911 ist ihre größte Höhe mit 70,3 Meter angegeben. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Kiesvorkommen der Berge für Baumaßnahmen in Berlin und Umgebung verwendet. Neben der Einebnung des Geländes führte dies auch zur Bildung von zwei Kiesseen, von denen der größere als Arkenberger Baggersee (oder einfach Kiessee) bezeichnet wird. Auf anderen Flächen wurde eine Mülldeponie angelegt mit inzwischen 36 ha Fläche, die heute für Bauschutt und andere Abfälle genutzt wird. Hinzu kam, dass in den 1950er Jahren die Eisenbahntrasse des Berliner Außenrings durch das Gebiet gelegt wurde. Der höchste Punkt der verbliebenen Hügelkette hat eine Höhe von 64,8 Metern, das umliegende Gelände liegt zwischen 53 und 57 Metern Höhe. Seit den 1930er Jahren entstand im Bereich der Arkenberge die Siedlung Berlin-Arkenberge.
Ab 1999 wurden Bauabfälle zur Verwertung zwecks Profilierung und Rekultivierung des Deponiekörpers angenommen. Dabei war vorgesehen, dass ein Berg mit zwei Aussichtsplateaus, die durch einen Sattel optisch getrennt sind, entstehen soll. Infolge der Neuvermessung ergab sich, dass dort oben mit einer Höhe von 120,7 m üNN der höchste Punkt Berlins liegt. Man kann bzw. sollte trotzdem nicht hinauf. Die geplante Entwicklung einer Erholungslandschaft scheint ins Stocken geraten zu sein. Für die Natur vielleicht gar nicht so verkehrt.
Im Jahr 1932 wurde die Kleingartenanlage Arkenberge gegründet. Auf 72 Parzellenentlang der Hauptstraße entstanden daraufhin Wohnlauben, die bis heute die Unterkünfte der Bewohner der Arkenberge bilden. Daneben gibt es etwa einen Kilometer nordöstlich der Siedlung die Kleingartenanlage Arkenberger Grund mit einigen Schrebergärten.
Seit den 1980er Jahren ist das Gebiet an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen. 1987 wurde die erste Busverbindung in die Siedlung eröffnet. Derzeit verkehren werktags etwa zehn Busfahrten der Linie 107 nach Arkenberge, am Wochenende etwa die Hälfte. Etwa 2,5 Kilometer nördlich wurde im Jahr 1983 am Berliner Außenring der Haltepunkt Mühlenbeck-Mönchmühle der S-Bahn Berlin eröffnet. Im Zusammenhang mit geplanten Wohnungsbausiedlungen war auch ein Haltepunkt Arkenberge im Gespräch, erste Baumaßnahmen an den Bahnsteigen liefen Ende der 1980er Jahre an. Zum Bau dieser Wohngebiete und des Bahnhofes ist es nicht gekommen.
Leider gibt es hier vor Ort weder Laden noch gastronomische Versorgung. Wir müssen entweder mit dem Bus nach Niederschönhausen hinein fahren oder aber bis Schildow-Mönchmühle (ca. 1,5 bis 2 km) weiter laufen und dort zum Beispiel im „Kastanienhof“ rasten oder aber mit der S-Bahn ab Mühlenbeck-Mönchmühle wieder stadtwärts fahren (hier aber jeweils ein Anschlussticket Berlin C erforderlich!).