14.8.17 Das alte Gatow

Treffpunkt 1: S Bahnhof Messe Nord ICC ca. 10:00, Abfahrt mit Bus X-34 Richtung Kladow, Kaserne Hottengrund ab 10:12

Treff 2/Start: Bus-Hast. Alt-Gatow zur Ankunft X-34 10:34

Dauer: max. 2 ½ Std.

Preis 4,-€

Gatow war ja schon einmal Ziel einer Stadtwanderung havelabwärts von Kladow. Sicher wird sich Mal die Gelegenheit einer Wiederholung bieten, ist doch wieder etwas Zeit ins Land gegangen. Und vom Jaczo-Turm am Nordrand von Gatow ging es im vorigen Jahr bei einer sommerlichen Wanderung hinüber zum Schildhorn.

Heute aber möchten wir uns in der Reihe „Berliner Dörfer“ dem alten Dorf Gatow selbst nochmals näher widmen. Die Anlage des mittelalterlichen Straßendorfes ist heute noch gut zu erkennen, alte Gebäude dokumentieren noch etwas von der Vergangenheit.

Wohl um 1200 ist das Dorf im Rahmen der deutschen Ostkolonisation entstanden. Es wird aber vermutet, dass es unten an der Havel schon eine slawische Siedlung und auf einem der Berge über die Havel auch bereits einen Tempel gegeben haben muss. Gatow gilt für manche auch heute noch als Dorf in der Großstadt. Es liegt ja auch ziemlich weit abseits südlich der „Stadt Spandau bei Berlin“ auf der Nauener Platte und deren Abdeckung zur Havel.

Das Dorf wird urkundlich fassbar 1258 durch dortige Hebungen des Klosters Spandau. Als urkundliche Ersterwähnung gilt das Jahr 1272 als Gatho. Der  Feldsteinkern  der Dorfkirche wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut. Damit ist sie das älteste noch erhaltene Bauwerk in Gatow und hat den Status eines Baudenkmals. Im Inneren hängt über dem Altar ein auf Holz gemaltes Gemälde: die um 1495 entstandene „Beweinung Christi“, die der Werkstatt des Nürnberger Malers Michael Wolgemut zugeordnet wird.

Im Unterschied zu vielen anderen Berliner Dörfern blieb Gatow – bis auf den Straßenbau – weitgehend von einer Verstädterung verschont. Besonders war auch, dass Gatow immer ein reines Bauerndorf ohne einen adligen Grundherren blieb. Feldflur, Abgaben und Dienste waren gleichmäßig auf acht bzw. neun Vollbauern verteilt. Der Schulze als Vertreter des Klosters Spandau bzw. ab 1558 des Kurfürstlichen Amtes Spandau war von Abgaben und Diensten befreit. Damals lagen auch alle Vollbauernhöfe an der Ostseite des Dorfes zur Havel hin, verbunden mit dem Fischereirecht für die Bauern. Die Dorfkirche, das gemeinsame Gartenland (Allmende) und Grundstücke von Kleinbauern (Büdner und Kossäten) lagen auf der Westseite des Dorfes. 1450 wird ein Krug im Dorf, 1772 eine Schmiede, 1826 eine Mühle erwähnt. Erst nach der Seperation im Ergebnis der preußischen Agrarreformen, die in Gatow um 1850 abgeschlossen war, kaufte ein neuer Eigentümer große Flächen auf und ließ sie als Gutshof bewirtschaften. Das ist das erste Gelände, dass wir auf unserem Dorfrundgang passieren. Bald traten auch eine Ziegelei und eine Ofenfabrik hinzu, auch das in der Nähe seit 1895 betriebene Rieselgut Karolinenhöhe trug nicht unbedingt dazu bei, dass sich Gatow hätte zu einem Villenvorort hatte entwickeln können.

So ist der weitläufige Landsitz der Villa Lemm eines der wenigen Beispiele großbürgerlicher Wohnarchitektur im Ortsteil. Das Anwesen hat eine Größe von rund 24.000 m². In den Jahren 1907 und 1908 ließ sich der Schuhputzmittelfabrikant Otto Lemm die Villa von dem Berliner Architekten Max Werner erbauen,

Neben Bauern und landwirtschaftlichen Hilfskräften prägten Handwerker und Arbeiter lange Zeit Gatow. „Neureiche“ Yachtenbesitzer und „Bohemes“ tauchten erst viel später auf, erlangten aber nie die Dominanz wie etwa in Wannsee.

Wir schauen in die Dorfkirche, erfreuen uns an einigen noch erhaltenen bzw. als solchen noch erkennbaren Bauernhöfen, sehen die Villa Lemm mit ihrer Gartenanlage leider nur von außen, werden an mindestens zwei Stellen einen Blick auf die Havel hinüber zum Grunewaldturm bzw. zum Schildhorn werfen, ins Dorf zurück gekehrt den „Windmühlenberg“ – Naturschutzgebiet mit seltener Sand-Trockenrasenflora und Lehrpfad zu alten Obstsorten – erklimmen, nochmal ins Dorf zurück und an die Havel gehen, um beim früheren Gut des Dorfschulzen abzuschließen. Der Spaziergang wird etwa zwei bis zweieinhalb Stunden in Anspruch nehmen.

Spätere Wanderungen und Spaziergänge im Gebiet wären beispielsweise im Winterhalbjahr zwischen Seeburg und Gatow vorbei an den früheren Rieselfeldern oder im Frühjahr – zwischen Havel, Gärten und Höhen – um Hohengatow denkbar.

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10.8.17 ORTRAND – HISTORISCHES STÄDTCHEN AM SCHRADEN IM SÜDZIPFEL BRANDENBURGS….

Treffpunkt: Berlin-Alexanderplatz, 8:20, zur Abfahrt des RE Richtung Cottbus 8:42, Umstieg in Cottbus und Ruhland. Nichtinhaber eines 65plus-Tickets müssen bitte ein Berlin-ABC-Ticket mit sich führen, da das von mir zu lösende Berlin-Brandenburg-Ticket erst ab 9 Uhr, also in diesem Fall ab Königs Wusterhausen gilt. Rückfahrt ab Ortrand z.B. 16:13, Berlin Alexanderplatz an 19:16 bzw. 17:48, an 20:16 Uhr.

Dauer bzw. Wegstrecke: ca. 3 ½ Stunden bzw. 3 – 4 km

Preis inkl. Führung, Begleitung, Fahrkosten (Berlin-Brandenburg-Ticket): 18,-€. Inhaber/innen des 65plus-Tickets zahlen nur 10,-€

…im Unterschied zur ursprünglichen Planung ist die reizvolle kleine Stadt selbst das hauptsächliche Thema.

1238 urkundlich erwähnt geht Ortrand als deutsche städtische Siedlung wahrscheinlich auf das späte 11. bis frühe 12. Jahrhundert zurück. Unser Rundgang führt vom 1870 entstandenen historischen Bahnhof zu einigen Höhepunkten der Stadt, auch zur innen modern ausgestatteten Stadtkirche St. Barbara, wo wir näheres zur Kirchen- und Stadtkirche erfahren, zum Altmarkt, zur heute katholische Jakobikirche auf dem Friedhof, wo man uns ebenfalls zu einer kleinen geführten Besichtigung erwartet. Auf den höchsten Punkt Brandenburgs“ werde ich sicher später – wenn man nicht mit sommerlicher Wärme rechnen muss – zurück kommen.

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7.8.17 Siedlung Elsengrund in Köpenick

Treff: S Köpenick, unten vor der Gst. „Hauptmann von Köpenick“

Um 13:30 Uhr

Dauer ca. 1 1/2 Std.

Preis 4,-€

 

Die Wohnsiedlung Elsengrund entstand zwischen 1919 und 1929  nach Plänen von Otto Rudolf Salvisberg. Die Anlage besteht überwiegend aus zweistöckigen Einfamilienhäusern mit angeschlossenen Kleingärten und Stallgebäuden.

Klar konzipierte Putzbauten in Typenausführung mit Walmdächern und Dachgärten sowie Hausgärten,  Grünflächen, bogenförmig geführten Straßen und ein marktplatzähnliches Zentrum verleihen dem Ensemble ein kleinstädtisches Flair. …

Ein kleiner Spaziergang zur Siedlung, ihrer Entstehung und auch einigen früheren Bewohner/inne sowie dem Drumherum….

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4.8.17 INSELHÜPFEN AM TEGELER SEE II ….

von Saatwinkel vorbei an Maienwerder und Valentinswerder hinüber zur Havelspitze,
dann von Hakenfelde hinüber nach Tegelort….

Diesmal geht es von der Bus-Haltestelle Maienwerderweg zur Station Saatwinkel der Tegeler-See-Fähre, die in der Saison freitags bis sonntags bzw. feiertags verkehrt. Und dann mit dem Fährbooot vorbei an Maienwerder und Valentinswerder zur Havelspitze, von dort zu Fuß nach Hakenfelde/Elswerder und dann per Fähre zurück nach Tegelort

Treffpunkt 1: auf dem U-Bahnhof Holzhauser Str. (U 6) 11:20 bzw. unten zur Abfahrt Bus 133 zu 11:32 Richt. U Haselhorst 2/Start: Bus-Hast. Maienwerderweg (Ankunft Bus 133 an 11:40) Abfahrt Fähre

Dauer inkl. Fährzeiten und Spaziergang ca. 3 Std

Preis inkl. Tegeler See-Fähre und geführtem Spaziergang 8,-€

Die Autofähre nach Tegelort (0,60 € pP) ist selbst zu tragen.

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31.7.17 Berliner Friedhof – Friedhof an der Bergstraße Steglitz

Treffpunkt/Start: 13:30 vor dem Friedhofseingang Bergstraße 38, 12169 Berlin

Anfahrthinweis/1. Treffpunkt: 13:17 auf dem S Priesterweg (S 25 Richtung Teltow/Stadt), von dort 13:24 Bus 170 Richtung S+U Rathaus Steglitz, an Altmarkstraße 13:27

Dauer ca. 2 – 2 ½ Std.

Preis 4,-€

Bitte anmelden bis 24.7.2017 oder spontan nachfragen !

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24.7.17 Deutsch-Rixdorf oder Neuköllner Parks….

Treff: auf dem S Neukölln 13:30

Dauer ca. 2 Std.

Preis: 4,-€

 

Bis 1920 war Neukölln eine eigenständige Stadt, die bis 1912 den Namen Rixdorf trug. Das böhmische Dorf war ja schon mehrfach Thema. Heute geht es ins ehemalige Deutsch-Rixdorf bzw. dessen Erweiterung in der Anfangszeit von „Neukölln“ – heute firmiert die Ortslage nordwestlich des S- und U-Bahnhofs Neukölln formal unter „Körnerpark“. Im Norden berührt unser Spaziergang an der Parkanlage „Schillerhöhe“ auch die „Rollbergsiedlung“.

Ausgehend vom S Bahnhof Neukölln geht es diesmal die Karl-Marx-Straße südwärts, die Ringbahn- und die Silbersteinstraße überschreitend. Dann geht es rechts die Dellbrückstraße hinein, wo wir nach ca. 600 m auf die älteste Eisengießerei Neuköllns treffen, dem „Eisenwerk Franz Weeren“.

Derzeit entsteht dort Wohnungsbau unter dem Motto „Wohnen an der Glockengießerei‘ – dadurch hat man leider derzeit auch keinen Zugang zum Baudenkmal selbst. In der Fabrikantenvilla dazu befindet sich heute eine beliebte Gasthausbrauerei – das „Brauhaus Rixdorf‘, zugänglich über die parallel laufende Glasower Straße.

An der Hermannstraße geht es kurz nach rechts, dann an der Hertastraße wieder nach rechts.

Ein nächster Punkt unseres Spaziergangs ist hier schon zu sehen, die dreischiffig angelegte monumentale Philipp-Melanchthon-Kirche an der Ecke Kranoldstraße, in die wir hinein schauen können,  wahrscheinlich leider ohne Führung.

Die Kirche wurde in einem  Gebäudekomplex mit Pfarrhaus und Gemeindehaus 1914–1916 erbaut, nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg 1948/1949 instandgesetzt und steht seit 1991 unter Denkmalschutz.

Die Evangelische Stadtkirchengemeinde Neukölln wurde im Zuge der Industrialisierung und des massenhaften Zuzugs von Menschen eine der größten Großstadtgemeinden in Deutschland mit über 200.000 Mitgliedern. Diese Gemeinde, nach der Zahl ihrer Kirchen in fünf Hauptbezirke gegliedert, blieb bis 1948 erhalten, danach wurde jeder Hauptbezirk selbständig. Mit dem Rückgang der Mitgliederzahlen schlossen sich Gemeinden wieder zusammen; so bildet die Gemeinde der Philipp-Melanchthon-Kirche inzwischen mit der der Fürbitt-Kirche die Evangelische Fürbitt-Melanchthon-Kirchengemeinde im Pfarrsprengel  Nordwest-Neukölln.

Der Bau der Philipp-Melanchthon-Kirche im südlich der Ringbahn gelegenen Teil Neuköllns lässt sich bis 1904 zurückverfolgen, als der renommierte Architekt Franz Schwechten für den Reuterplatz einen monumentalen Kuppelbau für 1100 Menschen entwarf. Dieser repräsentative Kirchbau kam jedoch aus finanziellen Gründen nicht zustande.

Im Januar 1909 wurden die Grundstücke für die Nikodemuskirche und die Philipp-Melanchthon-Kirche erworben. Die wesentlich billigere Nikodemuskirche wurde zuerst gebaut, anschließend nahm man die Philipp-Melanchthon-Kirche in Angriff. Die Grundsteinlegung war am 24. April 1914, die Einweihung am 23. Mai 1916. Der Entwurf stammte von dem Architekten Fritz Gottlob, die Baukosten betrugen rund 430.000 Mark.

Im Ersten Weltkrieg wurden die Bronze-Glocken für Rüstungs-zwecke konfisziert und eingeschmolzen. 1923 wurde ein neues Geläut aufgezogen.

In der Bombennacht vom 29. zum 30. Dezember 1943 wurde die Kirche schwer beschädigt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche durch Artilleriebeschuss vollends unbenutzbar. 1948 begann der Wiederaufbau, 1949 wurden die Kirchenfenster unter Leitung von Herbert Noth erneuert. Im Dezember 1949 wurde die Kirche von Bischof Otto Dibelius wieder eingeweiht. 1951 wurde der Kirchturm neu eingedeckt und 1956 der große Saal renoviert. Zwischen 1965 und 1966 wurde die ursprüngliche Brauthalle der Kirche zu einer kleinen Kapelle umgebaut.

1990–1992 wurden Kirche und Gemeindehaus außen und innen saniert, nach Abschluss der Arbeiten wurde die Kirche am 1. November 1992 wieder eingeweiht.

Der Grundriss des Zentralbaus zeigt vier gleich lange Arme wie ein  griechisches Kreuz. Der vierkantige, 68 Meter hohe Eckturm mit seinem flächig geschlossenen Schaft mit einem hohen Pyramidendach hat im Glockengeschoss ädikulaartige Klangarkaden. Drei schmucklose  Eisenhartgussglocken ohne Krone vom Eisenwerk Franz Weeren bilden das Geläut.

Der Sockel und die gliedernden Architekturteile wurden aus quadermäßig versetztem und bearbeitetem Kunststein hergestellt, die Flächen darüber mit FelsitPorphyrPutz verkleidet. Der Giebel des Hauptschiffes wurde in reicher Pfeilergliederung mit verkröpften Gesimsen aufgelöst, die Querhausgiebel in zwei Fensterpaaren. Die Giebelfelder werden von Pylonen flankiert. In der architektonischen Gestaltung zeigt sich die beginnende Moderne, allerdings noch mit Anklängen an  Klassizismus und Jugendstil.

Der Innenraum ist mit einem Sterngewölbe überdeckt, das Querschiff und die rückwärtige Front sind mit Emporen ausgestattet. In der Vorhalle steht die Statue des Philipp Melanchthons, der in der Hand die Bibel hält. Am 5. April 1964 wurde die neue Schuke-Orgel mit drei Manualen, einem Pedal, 38 Registern und 2700 Pfeifen eingeweiht, sie ersetzt die alte Sauer-Orgel.

Für den Einbau der neuen Orgel wurde die Orgelempore verändert, sie musste durch Stahlträger verstärkt werden. Das Rundfenster hinter der Orgel wurde zugemauert.

Von dort geht es wieder zur Hermannstraße und diese – die Ringbahn querend entlang, gut 1,5 km nordwärts vorbei an mehreren interessanten Friedhöfen, die später Mal Ziel eines oder mehrerer Spaziergänge sein können.

Auf der von uns gesehen linken Straßenseite sind dies der St Jacobi-Kirchhof II und der Kirchhof der Jerusalem und Neuen Kirche V, beiderseits der St. Thomaskirchhof, nur auf der rechten Seite dann der Kirchhof Luisenstadt II und der katholische St. Michaelkirchhof I.

Über die Leykestraße und vorbei an einem Schulkomplex erreichen wir die Parkanlage Lessinghöhe. Geografisch befinden wir uns hier im Bereich der „Rollberge“. Die Neuköllner Rollberge entstanden als Ablagerungen vor rund 20.000 Jahren während der letzten Eiszeit, der Weichsel-Kaltzeit. Die Hügel wurden bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts von den Bewohnern Rixdorfs (heute: Neukölln) landwirtschaftlich genutzt. Mit der Industrialisierung verkauften sie die Hügel, aus denen fortan der eiszeitliche Kies und Sand abgebaut wurde. Weite Teile der Rollberge sind so aus dem Landschaftsbild verschwunden und wurden überbaut, beispielsweise durch die nordwestlich gelegene Rollbergsiedlung. Auf dem Gebiet der heutigen Lessinghöhe sowie der Thomashöhe entstanden zu dieser Zeit Kleingartensiedlungen.

Diese Flächen wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs benötigt, um Trümmer der angrenzenden Häuser aufzuschütten. So entstand in den 1950er Jahren zunächst die Thomashöhe und anschließend die Lessinghöhe.

Im Park der Lessinghöhe befindet sich das Kinder- und Jugendzentrum Lessinghöhe.

Südlich des Mittelweges erreichen wir die Thomashöhe.

Die „grünen Hügel“ von Lessinghöhe und Thomashöhe sind heute auch Teil des Projektes „Gartenkulturpfad Neukölln“. Und südlich der grünen Hügel schließt sich der in einer ehemaligen Kiesgrube liegende neobarock gestaltete Körnerpark an, der mit Orangerie, Terrassen, Rhododendren und Kaskaden fast schon einem Schlosspark ähnelt….

. Der Park wurde in einer ehemaligen Kiesgrube angelegt, die der Besitzer Franz Körner 1910 der damaligen Stadt Rixdorf abtrat. Einzige Bedingung war, dass der Park seinen Namen tragen müsse. Die wahrscheinlich von Hans Richard Kullenberg entworfene und zwischen 1912 und 1916 im Stil des Neobarock errichtete Parkanlage sollte nach dem Willen der Stadtväter „dem […] umgebenden Stadtviertel ein besonders schmuckvolles Gepräge geben und zur Durchführung einer hervorragend schönen Umbauung und zur Schaffung einer besonders bevorzugten Wohngegend anspornen.“ Das Areal liegt aufgrund der vorherigen Nutzung als Kiesgrube fünf bis sieben Meter tiefer als das umliegende Straßenniveau und wird auf drei Seiten von Stützmauern eingefasst. An die westliche Einfassungsmauer lehnt sich – ähnlich wie in Versailles – die Orangerie an. Neben dem  Mär-chenbrunnen im Volkspark Friedrichshain und der Kaskade am  Lietzensee ist der Körnerpark das bedeutendste Zeugnis  neobarocker Gartengestaltung in Berlin. Ab 1977 wurden die gärtnerischen Anlagen auf der Grundlage vorhandener Dokumente wiederhergestellt. Die Kaskadenanlage und die Kanäle wurden saniert. Auf der Terrasse vor der Orangerie stehen inzwischen wieder Kübelpflanzen, und die reichhaltigen Staudenanpflanzungen sind erneuert.

Seit dem 2. April 2004 ist der Körnerpark denkmalgeschützt. Das Gelände erlangte archäologische Bekanntheit, als am 23. Januar 1912 an der Ecke Jonas-/Selkestraße bei Bauarbeiten das Reitergrab von Neukölln gefunden wurde. Das Grab stammt aus der Zeit der Völkerwanderung im 5. und 6. Jahrhundert. Reiter und Pferd waren in einer Gruft von 2,50 Meter Tiefe untergebracht. Der männliche Tote mit einem Sterbealter von etwa 40 Jahren war nach hunnischer Sitte mit seinem Pferd bestattet. Im Grab wurden weiterhin Reste eines mit Eisenteilen beschlagenen Ledergürtels, Bronzenägel und ein Tongefäß gefunden. Ein Langschwert lag quer über dem Körper des Toten…

Im Körnerpark gibt es auch eine Galerie mit einem angeschlossenen täglich geöffneten Café (in der Regel mit Selbstbedienung), wo wir abschließend, bevor wir zum S-und U-Bahnhof Neukölln zurückkehren, rasten können.

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20.7.17 Von Rangsdorf durch die Zülowniederung nach Groß Machnow und zurück

… in Erinnerung an den 20. Juli 1944, als Stauffenberg ab Rangsdorf zur „Wolfsschanze“ zum Attentat auf Hitler startete…

Treffpunkt 1: Bln.-Ostbahnhof 9:35, zur Abfahrt RE 7 Richt. Wünsdorf-Waldstadt 9:58, Fahrt im vorderen Zugteil.
Treffpunkt 2/Start: Bf. Rangsdorf zur Ankunft RE 7, 10:37. Rückfahrt z.B. Rangsdorf ab 16:20 oder 17:20, Bln.-Ostbahnhof an 17:01 bzw. 18:01 Uhr
Preis inkl. Führung 6,-€ Verpflegung und Fahrkosten individuell (Berlin ABC) Wegstrecke: insg. 8 – 9 km

Vom Flugplatz Rangsdorf starteten Graf von Stauffenberg und sein Adjutant am 20. Juli 1944, um das Attentat auf Hitler zu verüben. Stauffenberg war in den frühen Morgenstunden des 20. Juli mit seinem Adjutanten Oberleutnant Werner von Haeften in einer Heinkel-Maschine He 111 zu Hitlers Hauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen abgeflogen…Wir waren vor Jahren schon einmal hier, heute geht es durch die Zülowniederung ins benachbarte, durchaus sehenswerte Dorf Groß Machnow. Der Ort besitzt mit der mittelalterlichen Dorfkirche und dem Ensemble des  Gutshofes zwei herausragende Baudenkmäler. Das Ensemble der Gutsanlage mit Gutshaus und Wirtschaftsgebäuden wurde einheitlich 1815 von Jean Simon Coste in klassizistischem Baustil errichtet. Nach einer Rast geht es vorbei am Machnower See wieder nach Rangsdorf zurück. Der seinerzeitige Flugplatz Rangsdorf wurde als Reichssportflughafen Rangsdorf am 30. Juli 1936 nach kurzer Bauzeit anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 für den allgemeinen Sportflugverkehr freigegeben. Die Fertigung des Bücker Flugzeugbaus war bereits 1935 von Berlin nach Rangsdorf verlegt worden. Das Flugfeld diente der Erprobung und Entwicklung von vielen Bücker-Flugzeugen und im Zweiten Weltkrieg der Versorgung der Luftwaffe mit Waffentechnik aus dem Hause Bücker. Der nahegelegene Rangsdorfer See war gleichzeitig ein Wasserflughafen und hatte eine Abfertigungsmöglichkeit. Viele große Flugpioniere und Sportflieger flogen in dieser Zeit in Rangsdorf. Dazu gehörten Elly Beinhorn und ihr Ehemann Bernd RosemeyerHeinz Rühmann startete seine Flüge zeitweise von hier und Beate Uhse lernte auf dem Flugplatz Rangsdorf das Fliegen. Sie war Einfliegerin in den Bücker-Flugzeugwerken und Überführungsfliegerin. Im Winter 1939/40 übernahm Rangsdorf die Funktion des Verkehrsflughafens Berlin Tempelhof. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Flugplatz zum  Fliegerhorst  umfunktioniert, auf dem Verbände der Luftwaffe stationiert waren. Am 20. Juli 1944 um 7 Uhr startete von hier Claus Schenk Graf von Stauffenberg mit seinem Adjutanten Werner von Haeften in einer He 111 zum Führerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg in Ostpreußen, wo er das Attentat vom 20. Juli 1944 beging. Gegen 15.45 Uhr kehrte er auf den Fliegerhorst Rangsdorf zurück. An das Ereignis erinnerte heute ein am ehemaligen Flugplatzgelände aufgestellter Gedenkstein. Am 22. April 1945 wurden Flugplatz und Bücker-Werke von der Roten Armee  eingenommen und anschließend bis 1946 von verschiedenen  Jagdfliegereinheiten der sowjetischen Luftstreitkräfte belegt. Nach Kriegsende wurde das Gelände bis zum Abzug der sowjetischen Truppen im Jahre 1994 weiterhin von Einheiten der 16. Luftarmee militärisch genutzt. Ab 1946 wurde in den Gebäuden eine Reparaturwerkstatt für Flugzeugmotoren und ein Flugzeug-Instandsetzungswerk (ARS) eingerichtet. Im Zuge des sowjetischen Truppenabzugs aus Deutschland wurden von 1990 bis 1993 etwas 200 nicht mehr überführungsfähige Flugzeuge und Hubschrauber der 16. Luftarmee in Rangsdorf verschrottet. Heute wird ein kleiner Teil des ehemaligen Flugplatzes von der Modellbaugruppe des Bücker-Vereins als Modellflugzeugplatz genutzt. In den Gebäuden befindet sich heute die privat geführte See-Schule (Ganztagsgymnasium mit angeschlossenem Internat).

Das Naturschutzgebiet Zülowniederung besteht im Wesentlichen aus einer schmalen Talrinne, die aus der Grundmoränenplatte des Teltow kommend zum Machnower See führt. Es dient zum Schutz und Erhaltung wildlebender Pflanzengesellschaften, insbesondere charakteristischer und seltener, in ihrem Bestand bedrohter Gesellschaften der Torfstiche, Moorwälder, Erlen-Eschenwälder, Stieleichen-Hainbuchenwälder, Weidengebüsche, Röhrichte, Seggenrieder, feuchte Hochstaudenfluren und Feuchtwiesen sowie wildlebender Tierarten, insbesondere des Fischotters; einer für Fließ- und Stillgewässer, strukturreiche Waldstandorte und Feuchtgebiete typischen Brutvogelfauna mit seltenen, in ihrem Bestand bedrohten oder störungsempfindlichen Arten; verschiedener, überwiegend in ihrem Bestand bedrohter Amphibien- und Reptilienarten. Außerdem soll das Bachtal erhalten werden, da es eine verhältnismäßig seltene geomorphologische Struktur im alten Kreis Zossen darstellt und außerdem eine wichtige Funktion im Biotopverbund hat.

Die Geschichte der Besiedlung des heutigen Groß Machnow reicht bis in die Bronzezeit zurück. Der Name des Dorfes bzw. jetzigen Ortsteils Groß Machnow ist slawischen Ursprungs und wird von slaw. Machnov = Moos abgeleitet. Näheres zur Geschichte vielleicht vor Ort oder später. Der Ort besitzt mit der mittelalterlichen Dorfkirche und dem Ensemble des Gutshofes zwei herausragende Baudenkmäler. Die Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert ist ein Feldsteinbau bestehend aus einem querstehenden Westturm, Schiff, eingezogenem Chor und einer halbrunden Apsis. Die Feldsteine von Schiff, Chor und Apsis sowie dem Unterbau des Westturms sind gequadert. Im höheren Teil des Turms ist das Mauerwerk dagegen unregelmäßig mit Feldsteinen, Ziegelbruch und gemauerten Ziegelecken. An der Südseite des Chors wurde eine zweigeschossige Patronatsloge angebaut. Die Inneneinrichtung mit dem Altaraufsatz und der Kanzel sowie die Patronatsloge ist barockzeitlich. Bemerkenswert ist außerdem ein großes steinernes Hängeepitaph für Otto von Schlabrendorf († 1721).

Das Ensemble der Gutsanlage mit Gutshaus und diversen Wirtschaftsgebäuden wurde einheitlich 1815 von Jean Simon Coste in klassizistischem Baustil errichtet. Das Gutshaus ist ein eingeschossiger Putzbau auf hohem Sockelgeschoß. Es wird derzeit nicht genutzt; mit der Sanierung wurde Ende 2010 begonnen.

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17.7.17 Zwischen Wittenau und Waidmannslust

Treffpunkt: 13:30 auf dem U-Bahnhof Rathaus Reinickendorf
Dauer ca. 2 ½ Std.

Preis: 4,-€

 

Vor einigen Jahren hatten wir unsere Nordgrabenwanderung abgeschlossen, in dem wir von der Kantine in der obersten Etage des Finanzamtes Reinickendorf weit über den Norden Berlins blickten. Weiter entlang des Nordgrabens gelänge man nach Tegel. Von Tegel allerdings hatten wir schon einmal einen Spaziergang dorthin und weiter zum Steinbergpark und zum „Schollenhof“ unternommen. Und auch Waidmannslust war schon einmal Ziel, als wir einen Spaziergang im Märkischen Viertel unternahmen.

Auch das alte Wittenau – einstmals Dalldorf – selbst war schon mal Thema.

Heute schließen wir mit unserem Spaziergang eine Lücke, entdecken einiges wieder und anderes neu.

Ausgangspunkt ist der U-Bahnhof Rathaus Reinickendorf.

Der U-Bahnhof entstand erst 1994 mit der Verlängerung der U 8 bis Wittenau (ehemals – Nordbahn). Die einst geplante Weiterführung in das Märkische Viertel wird es wohl ebenso wenig geben wie eine schon mal angedachte Verlängerung der Straßenbahn M 1 von Rosenthal durchs Märkische Viertel nach Wittenau.

Eine Besonderheit des Rathauses Reinickendorf ist, neben Konzert- und anderen Kulturveranstaltungen im Ernst-Reuter-Saal und einem noch bestehenden und durchaus gut besuchten Ratskeller, die Tatsache, dass dies das einzige der ehemaligen Berliner Bezirksrathäuser ist, dass nicht im namensgebenden Ortsteil stand bzw. steht. Wir sind am Rande des alten Dorfkerns von Wittenau und nicht etwa im eigentlichen Reinickendorf, wo wir uns auch schon davon überzeugen konnten, dass man dortselbst auch noch ein altes „Berliner“ Dorf erkennen kann.

Vor dem Rathaus finden wir unter anderem einen Findling, der an den Gründer und Namensgeber des heutigen Wittenau erinnert und wir finden hier auch den Ostseebrunnen mit Wappen einiger Ostseeanrainerstädte….

Hinter dem Rathaus treffen wir neben einer „Internationalen Bouleanlage für jedermann“ auf eine ausgedehnte waldähnliche Grünanlage – den Rathauspark, den wir durchqueren.

Hier befindet sich auch ein Denkmal für die Opfer der NS Diktatur und des 2. Weltkrieges.

Das Mahnmal/Denkmal steht mittig auf dem grünen Rasen. Es hat mehrere Inschriften.
Inschrift auf dem Sockel

JEDE WELTANSCHAUUNG DIE SICH AUF GEWALT GRUENDET

RÄDERT DEN MENSCHEN

AUF IHREN SYMBOLEN.

 

Inschrift der Bodenplatte:

ZUM GEDENKEN

AN DIE UNTER

DER NATIONALSOZIALISTISCHEN

GEWALTHERRSCHAFT
1933-1945
VERFOLGTEN, DEPORTIERTEN UND ERMORDETEN

MITBÜRGER
Inschrift der Steinplatte:

Deutsche,
ihr sollt es wissen

Entsetzen,
Scham und Reue ist das Erste,

was not tut.

Thomas Mann

 

Früher soll hier an dieser Stelle einmal ein Kriegerdenkmal gestanden haben. Das jetzige Mahnmal wurde 1954 aufgestellt. Es wurde durch die Künstlerin Lidy von Lüttwitz geschaffen. Seit 1995 wurde hier ein Rosenbeet angelegt. Es soll an die Verbrechen in Lidice erinnern.

Der Rathauspark als Grünanlage entstand 1934.

Auf dem Weg kommen wir an der Rückseite des Landeseigenen Friedhofs Wittenau vorbei.

Schon vor 1900 bestand hier der erste Gemeindefriedhof von Dalldorf. Gemeindebaumeister G. Klinner entwarf dann die 1907-08 entstandene Friedhofskapelle und Einfriedung.

Die Einfriedung markiert zu den Straßen hin mit Ziegelpfeilern und Ziegelsockel mit schmiedeeisernem Stabgitter den ehemaligen Umfang des Friedhofs. Auf dem landeseigenen Friedhof Wittenau existieren bis heute noch Grabstätten von alteingesessenen Familien und Bauerngeschlechtern aus Dalldorf/Wittenau. Ehrengrabstätten haben vor allem Kommunalpolitiker, insbesondere Peter Witte (auch Maurermeister, Architekt und Bauunternehmer), Paul Witte und Franz-Otto Müller. Nach Überquerung der nächsten größeren Straße erreichen wir über eine Kastanienallee den Triftpark. 1928 wurde diese Grünanlage in einem Rest des Hermsdorfer Forstes eingerichtet. Der zentrale Platz erinnert in seinem Rund eher an ein Leichtathletik-Stadion. An der Gorkistraße geht es nach rechts und dann links in die Rosentreterpromenade, Teil der Siedlung Steinberg und als solche in den 1920er Jahren als Teil der Bewegung „Freie Scholle“ entstanden. Die 1928 fertig gestellte Mittelpromenade steht ebenso unter Denkmalschutz wie einige der Wohnhäuser, die 1925 nach Plänen von Erwin Anton Gutkind entstanden sind (Nr. 17, 29 und 31/33). Am Ende quert die frühere Industriebahn Friedrichsfelde – Tegel. Es bietet sich ein kurzer Abstecher zum Rosentreterbecken, einem Niedermoorgebiet, an, auf dessen ökologische Bedeutung ein Schild hinweist.

Unten queren wir den Packereigraben und gehen erst einmal in den Steinbergpark. Hier am See und am Fuße des „Wasserfalls“ waren wir schon seinerzeit bei unserem Spaziergang in Richtung Steinbergsiedlung und Schollenhof. Der Packereigraben weitet sich in der Mitte des Parks zum Steinbergsee. An dessen nördlichem Ufer erhebt sich der namensgebende Steinberg rund 60 Meter über den Meeresspiegel. Von seiner Spitze ergießt sich ein Wasserfall nach Süden in den Steinbergsee, während sich am Nordhang eine Rodelbahn zum Waidmannsluster Damm hin erstreckt. Zwischen Waidmannslust, Wittenau und Tegel befand sich ursprünglich ein Waldgebiet, das deutlich ausgedehnter war als der heutige Park – es erstreckte sich vom Packereigraben beiderseits des heutigen Waidmannsluster Damms (damals:Tegeler Weg) bis zum Tegeler Fließ. Der überlieferte Flurname Tegeler Steinberg wurde in der Vergangenheit als Hinweis auf vorgeschichtliche Steingräber interpretiert, allerdings gibt es hierfür keine archäologischen Anhaltspunkte. Das heute im Park zu besichtigende Dolmen-Monument ist lediglich eine moderne Rekonstruktion: In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das Waldgelände im Besitz des Bauern Knobbe aus Lübars. Nach dessen Tod verkaufte seine Witwe 64 Morgen des Geländes im Jahr 1875 an den Förster Bondick, der in Hermsdorf für den dortigen Gutsbesitzer Leopold Lessing tätig war. Bondick errichtete am heutigen Waidmannsluster Damm ein mit Geweihen geschmücktes Gasthaus, das er in Anlehnung an den Waldcharakter der Gegend Waidmannslust nannte. In der Folge entstand nahebei die gleichnamige Villenkolonie und ein Bahnhaltepunkt an der Berliner Nordbahn, sodass auch Berliner Ausflügler das Waldgelände zur Erholung nutzten.

Durch die Bildung von Groß-Berlin im Jahr 1920 lag auch der Wald am Steinberg fortan im Berliner Stadtgebiet. Die Umwandlung des Waldstücks in einen gepflegten Stadtpark geschah dann als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ab 1924, wobei der Reinickendorfer Stadtrat Wilhelm Klempin sich besonders für die Schaffung des Parks stark machte. Der Bezirk Reinickendorf erwarb das Gelände für 290.000 Mark, also für etwa 1,10 Mark pro Quadratmeter. Man begann mit der Anlage von Wander- und Radwegen, es wurden Findlinge aufgestellt, vorhandene Brachflächen begrünt. Einer der Wege erhielt im Volksmund die Bezeichnung „Suppenschlagweg“, da die Arbeiter, die ihn anlegten, hierfür jeweils einen Schlag Suppe pro Tag erhielten. Etwa im Jahr 1928 entwarfen F. Kurth und K. Loewenhagen schließlich den Wasserfall und zwischen 1924 und 1930 wurden auch die erwähnten Dolmen aufgestellt, sodass der Waldpark seitdem im Wesentlichen das heutige Aussehen hat.

Am „Gipfel“ angelangt, geht es nach rechts und wir erreichen den Ortsteil Waidmannslust. Waidmannslust geht auf eine Villenkolonie zurück, die auf den 1875 durch den Förster und Gastwirt Ernst Bondick erworbenen Ländereien gegründet wurde.  Leider gibt es vom erwähnten namensgebenden Gasthaus keine Spur mehr. Im Jahr 1884 erhielt die Kolonie einen eigenen Haltepunkt an der Berliner Nordbahn, den heutigen Bahnhof Waidmannslust, der heute von den S-Bahn-Linien S1 und S85 bedient wird. In den Jahren zwischen 1908 und 1912 wurde die Strecke auf ihr heutiges Niveau hochgelegt; auch das Bahnhofsgebäude und die Brücken über den Waidmannsluster Damm stammen aus dieser Zeit und stehen heute unter Denkmalschutz.

Die Königin-Luise-Kirche an der Ecke Bondick-/Hochjagdstraße  (ehemals:Kirchstraße) ist seit über 100 Jahren das weithin sichtbare Wahrzeichen von Waidmannslust.

Leider war zur Drucklegung dieser Information nicht klar, ob wir in die interessante Kirche hinein schauen können. Die Königin-Luise-Kirche  ist ein neugotisches Gotteshaus, das im Jahr 1913 fertiggestellt wurde. Sie besteht aus weißen Rüdersdorfer Kalksteinen und roten  Klinkersteinen aus Rathenow. Zusammen mit der Einfriedung des Geländes und dem Jubiläumsbrunnen auf dem Kirchengrundstück stehen alle Bauten unter Denkmalschutz. Die Planung der Kirche im Stil der norddeutschen Backsteingotik wurde im 100. Todesjahr der Königin Luise von Preußenbegonnen, deren Namen sie trägt. Architekt war Robert Leibnitz. Die Kaiserfamilie nahm persönlichen Anteil am Bau.Wilhelm II. wünschte die Gestaltung des Portalgiebels nach dem Vorbild des Tangermünder Rathauses. Kaiserin Auguste Viktoria  übernahm die Schirmherrschaft, hatte sich aber bei der Einweihung am 9. Oktober 1913 entschuldigen und durch den Prinzen August Wilhelm  vertreten lassen. Die Königin-Luise-Kirche ist eine Hallenkirche in Nordausrichtung. Der nordwestlich angefügte hohe rechteckige Turm besteht aus einem Schaft aus hellem Werkstein und einem Obergeschoss aus Backstein mit Glockenhaus und doppeltem Treppengiebel, der Vorbildern wie der Usedomer Marienkirche nachgestaltet ist. Über dem Haupteingang im Süden steht in einer spitzbogigen Nische die Statue der Königin Luise, eine weiße Skulptur im Jugendstil. Ein aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammender Grabstein aus rotem Mainsandstein, den man während des Kirchbaus am Bahndamm der Nordbahn gefunden hatte, wurde in die östliche Außenwand eingebaut. Er zeigt Christus, an einem eingeritzten Kreuz hängend, über einem Totenschädel. Nach ihrer Fertigstellung verfügte die Kirche 1913 über drei Glocken, die in der Glockengießerei Franz Schilling & Söhne in Apolda gegossen wurden.

Ihre erste Orgel lieferte die Orgelbaufirma Paul Voelkner in Bromberg (heute: Bydgoszcz in Polen). Zwei der Glocken mussten im Ersten Weltkrieg, die dritte im Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden, ebenso die 1925 gelieferten Ersatzglocken. Im Jahr 1958 erhielt die Kirche vier neue Glocken aus der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher/Westfalen, eine von Eberhard Tolle aus Preetz in Holstein erbaute neue Orgel im Jahr 1966.

Ein weiterer interessanter Punkt unseres Spazierganges ist dann noch die Cité Foch. Die Siedlung entstand im Wesentlichen zwischen 1952 und 1976 als Wohngebiet für die französischen Streitkräfte in Berlin und deren Angehörige. Die Cité Foch (anfangs auch Cité Tucoulou) hatte sich mit der Zeit zum größten der französischen Wohngebiete entwickelt. Auf rund 47 Hektar befanden sich 785 Wohnungen (80 Gebäude), die höchste Bewohnerzahl erreichte die Siedlung 1991 mit 2600 Personen. Ursprünglich befand sich hier die Maschinenfabrik Cyclop, deren Lager im August 1945 von französischen Einheiten als Notbehelf bezogen und „Camp Foch“ (nach Ferdinand Foch, einem französischen Marschall im Ersten Weltkrieg) benannt wurde. Da sich auf dem Gelände auch militärische Einrichtungen befanden, war die Cité Foch nicht öffentlich zugänglich. Nach der deutschen Wiedervereinigung fiel das Grundstück an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). An der Rue Montesquieu nutzte der Bundesnachrichtendienst nach dem Abzug der Franzosen noch für eine Weile denAntennenmast und ein Verwaltungsgebäude. Anfang der 2000er Jahre drohte die Cité Foch zu einer Geisterstadt zu werden. Die Wohnungen konnten nur schwer vermietet werden, da sie für neue Mieter zu groß waren. Entsprechend der Bauzeit waren sie schlecht geschnitten, marode und zudem wurden überwiegend nur befristete Mietverträge angeboten. Erst nach einer Sanierung durch die BImA um 2000 besserte sich die Situation. Zwischen 2007 und 2010 konnte der Leerstand von 33 auf 7 % gesenkt werden. Aus planerischer Sicht leidet die Cité Foch wie auch andere ehemalige Berliner Wohngebiete der Westalliierten heute darunter, dass sie nicht unter Anwendung des deutschen Planungsrechts errichtet wurden. Da bei der Bebauung keine Flurstücksaufteilung stattfand, sind die in der Siedlung liegenden Straßen und Grünflächen somit auch nicht öffentlich, sondern Privatgelände. Die Anlagen der Ver- und Entsorgung befinden sich größtenteils außerhalb des Straßenlandes. Bei der Erschließung der Gebäude wurde auf mögliche Baulasten kaum Rücksicht genommen, da es zwischen öffentlichen und privaten Grundstücken keinen Unterschied gab.

Speziell in der Cité Foch kommt noch das Problem hinzu, dass die zivilen Einrichtungen, die sich hier konzentrierten, unter dem Versorgungsaspekt der französischen Militärangehörigen geplant wurden und seit dem Abzug der Truppen nicht unbedingt dem tatsächlichen lokalen Bedarf entsprechen. Die Genehmigung dieser Einrichtungen unterlag damals nicht dem deutschen Planungsrecht. So wurden zum Beispiel auch nicht die Vorschriften des Immissionsschutzes beachtet, was die Schutzabstände zwischen Wohnbebauung und umliegenden Industriebauten anbelangt.

Unser Spaziergang schließt am S-Bahnhof Waidmannslust ab, um die Ecke gibt es mehrere Möglichkeiten z.B. einen Kaffee zu trinken….

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13.7.17 HANGELSBERG UND MÖNCHWINKEL AN DER MÜGGELSPREE

Treffpunkt 1: Bln.-Ostbahnhof 9:15, zur Abfahrt RE 1 Richt. Frankfurt (Oder) 9:34, Fahrt im 2. Wagen von vorn.

Treffpunkt 2/Start: Bf. Hangelsberg zur Ankunft RE 1, 10:06. Rückfahrt mit Bus 436 z.B. ab 15:10, via Fangschleuse/RE 1 Bln.-Ostbahnhof an 16:27

Preis inkl. Führung 6,-€

Verpflegung und Fahrkosten (ggf. Berlin ABC + zustzl Fahrkarte Grünheide/Fangschleuse-Hangelsberg) individuell. Hinfahrt löse ich gern für Sie, Rückfahrt individuell beim Busfahrer…

Wegstrecke: insg. ca. 6 km

 

Auf der Website der Gemeinde Grünheide, zu der Hangelsberg seit 2003 gehört, liest man:

Hangelsberg wurde erstmals auf einer preußischen Landkarte aus dem Jahre 1748 verzeichnet, die Besiedlungsgeschichte des Ortes reicht jedoch viel weiter zurück. Funde von Feuersteinbeilen und verschiedenen Gefäßen aus der Bronzezeit (2000 – 800 v. Chr.) an der „Stätte Unsal“ einer durch kleine Anhöhen umschlossenen Einsenkung am nördlichen Spreeufer bei Hangelsberg, belegen die frühe Anwesenheit von Menschen an diesem Ort.   Die nächsten Siedlungsspuren hinterließen die ab dem 6. Jahrhundert nach Christus einwandernden Wenden (slawische Völkergruppe). Die wendische Siedlung, in alten Schriften „Prelauki“ benannt, soll an der Spree zwischen den jetzigen Ortsteilen Spreetal und Wulkow gelegen haben. Die sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts ansiedelnden Zisterziensermönche gründeten hier eine Besitzung namens „Hangendenberg“. In alten Forstschriften bezeichnete man das Trebuser Fließ mit dem Namen „Hangel“, eine Herleitung des Ortsnamens hieraus wäre naheliegend. In die gleiche Zeit fiel wahrscheinlich auch die Gründung eines von Mönchen betriebenen Gutes im heutigen Gemeindeteil Wulkow.

Auch die Dörfer Kienbaum und Kagel entstanden in dieser Zeit unter dem Einfluss der Zinnaer Zisterzienser. Im Markgrafpiesker Kirchenbuch, dem ältesten der Gegend, wurden 1644 zwei Teerbrenner „auf dem Hangelsberg“ verzeichnet. Vielleicht hatte die hier vorbeiführende alte Handelsstraße von Berlin über Fürstenwalde nach Frankfurt an der Oder zur Wahl dieses Platzes beigetragen. Noch 1712 wurde das Hangelsberger Gebiet als einsamer Ort bezeichnet, wo nur ein königlicher Förster und ein Teerbrenner wohnten. Knapp 100 Jahre später – nämlich 1805 – lebten in Hangelsberg zwei Förster, fünf Büdner (Kleinbauern bzw. Tagelöhner), sechs Einlieger und zwei Schiffer. Neben dem Teerofen gab es inzwischen auch einen Krug. Etwa zwanzig Jahre später zählte der Ort neun Gehöfte mit 19 Familien. Wirtschaftlichen Aufschwung und eine Zunahme der Einwohnerzahlen brachte die 1842 in Betrieb genommene Eisenbahnstrecke Berlin-Frankfurt mit Halt in Hangelsberg. Die seit 1711 bestehende Postverbindung von Frankfurt an der Oder über Hangelsberg und Erkner nach Berlin wurde damit überflüssig.

Das im 19. Jahrhundert errichtete Bahnhofsensemble aus Empfangsgebäude, Bahnbeamtenwohnhaus, Güterschuppen, Verladerampe und anderen Kleinbauwerken ist noch weitgehend erhalten. Die ortsbildprägenden Villen mit ihren charakteristischen Turmbauten am westlichen Ortseingang stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Durch stilistische Übereinstimmung ist ein harmonisches Ensemble von Gebäuden entstanden, welches noch heute eine gewisse Ausstrahlung besitzt.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Hangelsberg zu einem beliebten Ausflugsziel, wozu neben der landschaftlich reizvollen Lage sicherlich auch die Einrichtung des Vorortverkehrs zwischen Erkner und Fürstenwalde im Jahre 1902 beitrug. Pensionäre und Rentiers aus Berlin siedelten sich zu dieser Zeit hier an. So entstand 1913 die Landhauskolonie „Fürstenwalde (West)“, die heute einen Ortsteil von Hangelsberg bildet. Die Kirche des Ortes, ein schlichter Putzbau mit eingezogenem Westturm, wurde 1927/28 erbaut. Kulturhistorisch interessant ist die Glocke. Sie war 1803 für die Georgenkirche in Berlin gegossen und Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Berliner Kaufmann den Hangelsbergern gestiftet worden.

Von Wald und Wiesen umgeben liegt die Siedlung Spreetal, ein weiterer Ortsteil. Im Wulkower Weg 1 sind noch die Überreste des alten Sägewerkes und der Dampfschneide- und Mahlmühle, die 1859 hier errichtet wurde und bis in die 1950er Jahre in Betrieb war, zu finden. Hinweise auf die lange Tradition der Holzverarbeitung und Teerproduktion finden sich auch in Flurnamen wie „Theerofenwiese“ und „Pechofen“. Die letzte Köhlerei arbeitete noch bis 1989. Im Ortsteil Wulkow befindet sich ein um 1750 erbautes Gutshaus. Der deutsche Impressionist Curt Herrmann (1854-1929) war hier ansässig. Seine Enkel und Urenkel aus England ließen das Haus 1995 bis 1998 restaurieren und nutzen ihren deutschen Landsitz vor allem in der warmen Jahreszeit. Ganz in der Nähe wachsen noch zwei über 200 Jahre alte Maulbeerbäume.

Heute leben in Hangelsberg über 1.800 Einwohner. Die Ruhe und Schönheit der Spreeniederung mit ihren ausgedehnten Wiesen und Wäldern lockt viele Besucher an. Eine Besonderheit Hangelsbergs ist das massenhafte Vorkommen von Maiglöckchen auf mehreren 100 ha Fläche in den umliegenden Eichenwäldern. Dabei handelt es sich um die natürliche bodendeckende Vegetation Laub- und Mischwäldern auf sandigen Böden. Dieses zusammenhängende Maiglöckchenvorkommen soll eines der größten in Europa sein.

Hangelsberg ist eine Station auf dem Müggel-Spree-Weg, einem überegionalen Wander- und Radweg.

Nächste Ziele sind die Schleuse Große Tränke (ca. 8 km) oder in die andere Richtung Mönchwinkel (ca. 3 km).

Wir starten unsere Wanderung am bereits im Oktober 1842 eröffneten Eisenbahn-Haltepunkt.

Hangelsberg ist umrahmt von Kiefern- und Eichenwäldern, von Wiesen und Auen, in denen die Spree mäandert. Hinter dem grünen Saum des Spreeverlaufs schließt ein Höhenzug, der Hangel, das Panorama dieser Landschaft ab. Die 1217 erstmals erwähnten „hangenden Berge“ sollen allerdings nicht der direkte Namensgeber der Gemeinde sein. Vielmehr ist auch dieser Name abgeleitet von einem kleinen Bach, der in alten Forstakten „Hangel“ genannt wurde, aber auch wegen seiner Herkunft aus dem Trebuser See als „Trebuser Graben“ oder „Trebuser Fließ“ geläufig ist. Der Graben führte einst bis in die Spree, ist jedoch heute kaum noch auszumachen. Die erste Erwähnung des Ortes gibt es in einem Kirchbuch von 1644: „Auf dem Hangelsberg“, heißt es, „leben Teerbrenner, Heydereuther (= Förster), Waldarbeiter, Köhler“. Die Teerbrenner lieferten die Wagenschmiere, die für die ab 1711 auf der Alten Poststraße nach Frankfurt (Oder) und weiter fahrenden Wagen nötig war. Einen Aufschwung nahm der Ort ab 1842 mit dem Bau der Eisenbahn Berlin–Frankfurt (Oder), der zu wirtschaftlicher und später auch touristischer Belebung führte. Die Errichtung einer Dampfschneide- und Mahlmühle im Jahre 1859 trug ein Übriges zur Ortsentwicklung bei. Der bekannte Berliner Maschinenbauer Friedrich Wöhlert engagierte sich bei diesem Eisenbahnbau und ließ sich später in Hangelsberg nieder. Einige Häuser im Ort sind noch mit seinem Eisenguss verziert – auch das Kreuz auf dem Kirchendach (über der Apsis) stammt vermutlich aus seiner Werkstatt. 1927/28 wurde unter großem Engagement des damaligen Pfarrers Harry van Beuningen (1915 bis 1945 Pfarrer in Hangelsberg) die evangelische Kirche nach Entwurf des Regierungsbaurates Gerstenhauer aus Frankfurt (Oder) als einfacher Saalbau errichtet. Ihr Bau hat die Siedlungs- und Sozialgeschichte des Ortes mitvorangetrieben. Der west-östlich ausgerichtete Bau hat im Westen einen kleinen Eingangsvorbau und im Osten einen schon damals angebauten Gemeinderaum. Die Kirche wurde mit einer Dampfheizung ausgerüstet, die nunmehr, inzwischen erneuert, mit Erdgas  betrieben wird. Das sehr spitze Satteldach wird von einem eingezogenen Turmaufsatz gekrönt, den eine vor einiger Zeit restaurierte Wetterfahne mit der Jahreszahl 1927 abschließt. Im Inneren wird die Kirche von einem aus ihrer Erbauungszeit stammenden  Tonnengewölbe geprägt. Der Altarraum öffnet sich in einem hohen Spitzbogen und gibt den Blick auf die Rundbogenfenster mit der für Kirchen nicht ungewöhnlichen Ikonographie frei: Lamm mit Siegesfahne und Dreieck mit Auge (= Symbol für Gott). Die 1961 erworbene Orgel stammt aus der Orgelbauwerkstatt Sauer in Frankfurt (Oder). Die Bestuhlung ist weitgehend original aus der Erbauungszeit erhalten, nur einige Bänke mussten nach den Wirren der letzten Kriegstage neu gebaut werden. Die hölzerne, der Pokalform angenäherte Taufe ist in gotisierenden Formen gestaltet und ein Produkt des beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Glocke der Kirche (gegossen 1805 in Berlin) stammt aus der ehemaligen Georgenkirche in Berlin (nähe  Alexanderplatz) und wurde der Gemeinde 1905 von einem Kaufmann Schultz aus Berlin geschenkt. Die Kirche ist laut der Denkmalspflegebehörde des Landes Brandenburg ein „qualitätsvolles Zeugnis der Baukunst der späten zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts im unmittelbaren Einzugsbereich von Berlin. In der Gesamtheit, der Stilform, die zwischen Sachlichkeit der Architektur dieser Bauzeit und den traditionellen und verspielten Formen ihre historischen Anklänge nicht verheimlicht, spiegelt der Bau beispielhaft die konträre und divergente Stilsituation der Entstehungszeit wider“.

Nachdem wir mit unserem Weg an verschiedenen Stellen dem reizvollen Lauf der Spree gefolgt sind, können wir eine kleine Mittagspause im „Forsthof“ machen und anschließend, leider müssen wir der Straße folgen, weiter nach Mönchwinkel gehen. Dabei kommen wir beispielsweise am erwähnten Gutshof zu Wulkow vorbei.

Mit der Gründung eines Feldklosters im Kagel im Jahre 1249 durch Zisterziensermönche des Klosters Zinna begann der Einfluss der Mönche auf die Entwicklung der Landwirtschaft und Fischerei im hiesigen Gebiet. Mönchwinkel war ursprünglich wahrscheinlich als kleiner Außenposten des Feldklosters angelegt, um hier Landwirtschaft und Fischerei zu betreiben. Den Namen hat der Ort wohl nicht von den Mönchen, sondern mit der Zeit von den Leuten erhalten, denen der „Winkel“ an der Spree als Besitztum der Mönche bekannt war. Der „Mongkewinkel“ wurde erstmals 1471 erwähnt. Im Jahre 1704 ist eine Besiedlung nachweisbar, zu dieser Zeit lebte hier ein Teerbrenner, 1713 nennt das Kirchenbuch von Margrafpieske auch einen Büdner (Kleinbauer).

Unter Friedrich II. wurden zwischen 1740 und 1784 in einem groß angelegten Besiedlungsprojekt Kolonisten in die Mark Brandenburg geholt. In der hiesigen Gegend entstanden die Orte Grünheide, Sieverslake, Bergluch, Alt Buchhorst und Erkner. Im Jahr 1740 wurde Mönchwinkel erstmals als Ortschaft urkundlich erwähnt. 1749 siedelte man etwa 1 km spreeabwärts zwei Pfälzer Kolonistenfamilien an, später erhielt diese Häusergruppe den Namen Neu Mönchwinkel. Im Jahre 1805 hatte Alt Mönchwinkel drei Feuerstellen mit 23 Einwohnern und Neu Mönchwinkel zwei Feuerstellen mit 13 Einwohnern. Im Jahre 1880 wurde die Schule Neu Mönchwinkel eröffnet. 120 Kinder, die auch aus den umliegenden Gemeinden hierher kamen, wurden gemeinsam im Klassenzimmer unterrichtet. Das bis 1975 als Schule genutzte Backsteinhaus beherbergt heute das sehenswerte Mönchwinkler Heimatmuseum, leider kommen wir heute nicht so weit.

Eine Fortsetzung des Weges ist durchaus später einmal möglich.

Mönchwinkel gehörte ab 1889 zu Spreeau, 1927 wurde der damals 254 Einwohner zählende Ort eine selbständige Gemeinde. Die unterschiedlichen Siedlungsetappen sind noch heute gut erkennbar. Im Gegensatz zu den in dieser Gegend meist vorhandenen Angerdörfern weist Mönchwinkel die Struktur einer Streusiedlung auf. Im Spreetal zwischen Fürstenwalde und Erkner finden sich noch heute markante Hinweise auf die Zeit, als Wassermengen von Oder und Spree gemeinsam im Berliner Urstromtal nach Westen flossen. Die verbliebenen Spuren im mäandrierenden Flusslauf machen heute noch den Reiz der Müggelspreelandschaft aus.


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10.7.17 KARLSHORST – MAL ANDERS – ALTE BÄUME, BLICK IN DEN BIESENHORSTER SAND, DAS RUSSISCH-DEUTSCHE MUSEUM, DIE NEUE GARTENSTADT…..

Bereits unser dritter Spaziergang, der sich mit Karlshorst (dem „Dahlem des Ostens“) beschäftigt.

Heute geht es ein wenig außen herum vorbei an der Villenkolonie, zur Trabrennbahn, zu einigen alten Bäumen, Naturdenkmälern, durch eine Kleingartenanlage, zum interessanten (kostenfrei zugänglichen) Deutsch-Russischen Museum und zwischendurch auch einigen weiteren Einblicken in die Natur am Rande.

Wir starten unseren Spaziergang am Ausgang Treskowallee in südlicher Richtung. Am Eingangspost zum Gelände der Trabrennbahn geht es durch die Kolonnaden. Dann biegen wir nach rechts ein. Statt dann dem nächsten Spazierweg gleich nach links zu folgen, bietet sich ein kurzer Abstecher zum Reiterdenkmal an.

Das Reiterdenkmal steht für 161 Gefallene aus dem ersten Weltkrieg, es wurde am 23. September 1925 vom Reichspräsidenten von Hindenburg enthüllt. Geschaffen wurde es vom Berliner Bildhauer Willibald Fritsch. Ein in Schritt gehendes Pferd und ein unbekleideter Reiter. An den Seiten befinden sich folgende Inschriften:

Gewidmet von ihren Freunden

Unseren gefallenen Helden

Dann geht es doch zurück zu dem Weg, der uns zum Rest einer 600jährigen Stieleiche führt. Auf die Bedeutung dieser und weitere alter Bäume als Brutstätte z.B. für den Großen Heldbock wird hingewiesen. Auch darauf, dass die Bäume vordringlich geschützt werden und man daher im Interesse der eigenen Sicherheit die Wege nicht verlassen soll. Nach rechts blicken wir von weitem auf die Tribüne der Trabrennbahn und erfahren ggf etwas zu deren Geschichte. Der hiesige Parcours war immerhin Teil der ehemaligen Hindernisbahn.

Schon 1862 fanden hier erste Jagdrennen statt, später war Karlshorst ein Ausweichstandort für Hindernisbahn in Charlottenburg. So fand in Karlshorst 1884 das erste öffentliche Pferderennen statt. Die eigentliche Rennbahn Karlshorst entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf einem etwa 1,2 Quadratkilometer großen Gelände, welches der Gutsbesitzer Sigismund von Treskow 1893 verkaufte. Der Verein für Hindernisrennen aus Charlottenburg suchte zu dieser Zeit ein neues Gelände, wobei sich der Standort Karlshorst gegen Zehlendorf, Kaulsdorf und Tempelhof durchsetzte. Die Kritiker hätten die neue Hindernis-Rennbahn lieber verkehrsgünstig in Zehlendorf zwischen Berlin und Potsdam gesehen, denn Karlshorst hatte zu dieser Zeit noch nicht einmal eine Eisenbahnanbindung. Nach Plänen der Architekten Johannes Lange (Hochbauten), Rudolph Jürgens (Landschaftsanlagen) und Martin Haller (sporttechnische Gestaltung) entstand jedoch 1893/1894 die Galopprennbahn für Hindernis- oder Jagdrennen..

1945 wurde die Anlage auf Anordnung des sowjetischen Stadtkommandanten Generaloberst Bersarin zur Trabrennbahnumgebaut und flächenmäßig etwa auf das Doppelte vergrößert. Sie blieb übrigens die einzige Trabrennbahn der DDR. Mehr zur wechselvollen „Nach-wendegeschichte“ vielleicht vor Ort.

Am Carlsgarten ist in den letzten Jahrzehnten ein neues Wohnquartier entstanden. Unweit der Kreuzung sieht man das interessante Gebilde eines sogenannten Schwalbenturms. . Bis zur Maria-Matray-Straße folgen wir der neuen Siedlung, dann unterqueren wir die Bahnlinie und folgen der Verlängerten Waldowallee. Am Annemonensteig geht es in die Kleingartenanlage – auch hier treffen wir unter anderem auf eine alte Stieleiche. Durch die Gartenanlage geht es bis zur Köpenick er Allee. Hier passieren wir das Gelände der Flugzeugstation Berlin-Friedrichsfelde aus der Zeit des ersten Weltkrieges. Es bietet sich hier auch ein Abstecher zum Naturschutzgebiet Biesenhorster Sand an. Im Zuge der Planungen für eine Tangentiale Straßenverbindung Ost (TVO) ist der Bestand des Gebietes gefährdet, je nachdem welche Variante der Trassenführung gewählt wird. Wir befinden uns hier in Höhe des früheren Rangierbahnhofs Wuhlheide. Wieder zurück treffen wir an der Ecke Rheinsteinstraße wieder auf eine alte, hier aber noch völlig intakte Stieleiche. Wenige Schritte nach rechts und an Stelle des ehemaligen Offizierskasinos der nahe gelegenen einstigen Festungspionierschule der Wehrmacht befindet sich das Deutsch-Russische Museum. Hier wurde am späten Abend des 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen unterzeichnet. Damit endete der zweite Weltkrieg in Europa. Das sehenswerte kostenlos zugängliche Museum dokumentiert den Vernichtungskrieg der Wehrmacht im Osten  und den Kampf der Roten Armee gegen Hitler-Deutschland und wurde in den 1990er Jahren neu gestaltet..

Auf dem weiteren Weg passieren wir das erwähnte Gelände der Festungspionierschule einschließlich des zugehörigen Hochbunkers, ab 1945 von der Sowjetarmee genutzt, auf dem Gelände dazwischen dehnt sich jetzt die neue Gartenstadt Karlshorst Ost aus.

Auf den evangelischen Friedhof Friedrichsfelde-Karlshorst möchte ich auch hinweisen, wegen einiger hier liegender Persönlichkeiten aber auch weiterer Naturdenkmale. Der Friedhof ist aber später noch einem gesonderten Spaziergang vorbehalten.

Auf Höhe Römerweg, schräg gegenüber der früheren Hochschule für Ökonomie erreichen wir wieder die Treskowallee. Im Bereich der Treskowhöfe könnte man ggf. noch auf eine Tasse Kaffee einkehren….

Treff: 10:30 S-Bahnhof Karlshorst (Ausgang unten, an der Treskowallee Richtung Trabrennbahn)

Dauer ca. 3 Std.

Preis: 4,-€

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